Bremer "Tatort": Heute erwartet uns ganz großes Kino!

16.5.2016, 13:53 Uhr
Bremer

© ARD Presse

"Wir ham’s verbockt." Wenn so ein Satz am Anfang eines "Tatorts" steht, dann verheißt das natürlich nichts Gutes. Die Bremer Kommissare Inga Lürsen (Sabine Postel) und Nils Stedefreund (Oliver Mommsen, frisch gekürter schönster "Tatort"-Ermittler) haben es mit einem Terror-Szenario zu tun.

Das Duo läuft ein Rennen gegen die Uhr, und auch der Film (Regie: Florian Baxmeyer, Buch Christian Jeltsch) verliert keine Zeit: Es dauert nicht mal fünf Minuten, dann ist der Zuschauer mittendrin in der Katastrophe und erfährt, was neun Stunden vor der Erkenntnis, dass "wir’s verbockt haben", passiert ist.

Und das ist echter Horror. Eine alte Frau steht unter der Dusche des Stadionbads, als plötzlich rote Flüssigkeit aus der Leitung kommt. Sie stirbt, wenngleich eher wegen des Schrecks: Jemand hat Lebensmittelfarbe ins Wasser gemischt.

Doch das ist nur der Anfang, denn zugleich gehen im Präsidium Drohungen ein: Eine Gruppe von Umweltaktivisten fordert, dass der Wissenschaftler Urs Render (großartig: Manfred Zapatka) sich zu seinen Forschungen für einen Biotechnologiekonzern äußert, der genmanipuliertes Saatgut und Pestizide vertreibt — auch nach Mali. Weigert sich Render, soll der Alptraum erst richtig losgehen. – Bremen ist im Ausnahmezustand.

Darf Böses tun, wer für Gutes kämpft? Wie sehr gründet unser Wohlstand auf der Ausbeutung der dritten Welt? Dürfen Politiker und Polizei der Öffentlichkeit Nachrichten verschweigen, die sie beunruhigen könnten? Warum interessieren uns Tote vor Ort mehr als Tote in Afrika?

All diese Fragen werden in diesem atemlosen, hochspannenden "Tatort" verhandelt, der an nur einem Tag spielt und dessen Auflösung noch gruseliger und zynischer ist als gedacht. Ein Thriller über Profitgier und Moral, der bis auf kleine Ausnahmen stringent bei seiner Geschichte bleibt. Ganz großes Kino!

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