Buck: "Kollegahs Texte sind überheblich und dumm"

19.4.2018, 09:19 Uhr
Buck:

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Frauen spricht man nicht auf ihr Alter an. Männer schon. Sie sind ein Liedermacher von bald 60 Jahren. Ob Sie wohl, 30 Jahre jünger, Rapper geworden wären?

Wolfgang Buck: Zumindest kein Gangsta-Rapper.

Manche sagen, Rapper sind die Liedermacher von heute?

Buck: Es gibt auch tolle Rapper. Die Fantastischen Vier zum Beispiel, oder Jazzkantine, denen ist es gelungen, Rap mit anspruchsvollen, intelligenten Texten zu verbinden. Was wir jetzt beim Echo-Preis mit Kollegah vorgesetzt bekamen, ist dagegen erschütternd. Ich hab mir seine Texte durchgelesen. Die sind ja nicht nur antisemitisch. Sondern auch überheblich und dumm.

Reden wir über Besseres. Sie wagen einen Neustart. Ohne die angestammte Band.

Buck: Die Auflösung der Band letztes Jahr war eine Zäsur. Ich empfand Erleichterung, aber auch Trauer.

Was ist bei "Buck 3" anders?

Buck: Für mich ist neu, dass ich in den Songs mehr Platz habe. Dass die Leute meine Texte deutlicher verstehen. Zu dritt ist es möglich, sensibler zu spielen, als es mit Band teilweise möglich war. Und dank Felix Lauschus, dem Multiinstrumentalisten, habe ich fast das Gefühl einer größeren Bandbreite als vorher.

"Mit Kollegenschelte schon schlechte Erfahrungen gemacht"

Sie singen vom "Mann am Klavier", der alles weiß. Nehmen Sie damit Konstantin Wecker ins Gebet?

Buck: Mit der Kollegenschelte habe ich schon mal ganz schlechte Erfahrungen gemacht. Ich bin fast gesteinigt worden dafür, dass ich kritisiert habe, was Bob Dylan auf der Bühne treibt. Na ja und den "Mann am Klavier" kann sich jeder selber denken. Es gibt einige, die sich so absolut sicher sind in ihrer Meinung und die so auftreten, als hätten sie es mit dem Löffel gefressen. Ich will jetzt keine Namen nennen, aber bei mir gehen da schon ein paar Bilder auf.

"Wenn i scho siech, wie bleed der schaud" heißt ein weiterer Song. Darin wird der Flaneur zum Wutbürger im Fußgängerzonencafé. Gönnt sich der Buck nicht selber manchmal die gesunde Portion Wut zum gemischten Eis?

Buck: Sowohl die Wut als auch das Eis! In einem Song kann ich halt Dinge bringen, die ich mir sonst verkneife. Aber grundsätzlich bin ich schon eher freundlich.

Sind Sie gut im Abwimmeln?

Buck: Nein, nicht so sehr. Da kommt bei mir vielleicht der Pfarrer durch. Außerdem: Würde ich nicht mehr erkannt werden, täte mich das am Ende vielleicht noch mehr ärgern. Wenn mich einer nett anspricht, bin ich meistens fürs Gespräch zu haben.

In "Alles hinderlässd Schburn" geht es um den gläsernen Menschen im digitalen Heute. Wer hilft Ihnen durch den Datendschungel?

Buck: Facebook beherrsche ich gerade noch. Ansonsten ist es wie in vielen Familien: Wenn die Kinder an Weihnachten nach Hause kommen, müssen sie die digitalen Probleme der Eltern lösen. Ich tu mich echt schwer, aber habe mich in viele Dinge reingefuchst.

Es stehen reichlich Konzerte in Nordbayern an. Träumen Sie davon, das Reich der Franken durch – sagen wir: Frankreich – zu ersetzen. In der weiten Welt zu touren?

Buck: Früher habe ich davon geträumt. Nicht von Frankreich, vom deutschsprachigem Raum. Aber es ist beschwerlich. Ich werde 60. Jetzt nach Traunstein zu fahren und vor 30 Leuten zu spielen – nix gegen die 30 Leute –, ist ein Aufwand. Also des bassd scho mit dem Franken.

Wer bekommt Ihre Lied-Ideen als Erster zu hören? Die Katze? Die Frau? Wer gerade vorbeiläuft?

Buck: Die Katze ist leider vor drei Jahren gestorben. Auf jeden Fall spiele ich meiner Frau was Neues vor.

Und die Frau sagt Ihnen dann schlimmstenfalls: "Asu werd des nix"?

Buck: Ned so brutal. Freundlicher.

Sehnsucht nach Ruhe vor dem Gwärch

"Des Gwärch & des Meer" könnte auch Yin und Yang heißen. Wie bewusst schreiben Sie in Gegensatzpaaren?

Buck: Die Sehnsucht nach Ruhe zieht sich durch alle meine CDs. Und des Gwärch, das wir veranstalten und womit wir unsere Mitmenschen plagen, oder umgekehrt, war auch immer ein Thema. "Des Gwärch & des Meer" bringt es auf den Punkt.

Wie nah sind Sie – als Pfarrer – dem aktuellen Kirchenliedertum?

Buck: Fern. Da fahre ich schon mehr auf den Paul Gerhardt ab, den Liedermacher aus dem 17. Jahrhundert, in seiner ganzen Tiefe und Menschlichkeit. Viele moderne Kirchenlieder sind – muss ma leider sagen – seicht.

"Des Gwärch & des Meer" klingt ohne Worte aus. Wellenrauschen. Welche Grazie hören wir, die Adria oder die Irische See?

Buck: Oh, da müsste ich den Rupert Schellenberger fragen, der das Album produziert hat. Er ist viel auf Rügen – könnte also die Ostsee sein.

Nicht der Brombachsee?

Buck: Nein, es ist Meer.

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