"Cinderella . . . was wirklich geschah" in Nürnberg

4.11.2018, 18:07 Uhr

© Foto: Hans von Draminski

Wer glaubt, dass zu Cinderella stille Zurückhaltung, gläserne Schuhe, ein tortenförmiges Rüschenkleid und eine Kürbis-Kutsche gehören, ist nicht auf dem Laufenden. Heute weiß die Märchenbraut, was sie will, kämpft für ihr Glück, trägt Schuhwerk, in dem man wirklich tanzen kann zu einem körperbetonten Kleid und geht zu Fuß ins Schloss. Jedenfalls in Angelika Uhlmanns Version als Texterin.

Auch ihr Prinz ist etwas anders als gewohnt. Moses Kamdem gibt ihn als grundsympathischen jungen Mann, der mit seinen Dreadlocks ein echter Mädchenschwarm ist und auch toll breakdancen kann. Nichts da mit höfischen Schreittänzen. Die volle Stimme des Musikstudenten, die wie für den Blues geschaffen scheint, ist im Bass-Bereich am stärksten.

Als Partnerin verkörpert Laura Vogel die Cinderella einfühlsam und romantisch, aber eigenständig. Ihr Gesang jubiliert, hofft und gibt nie auf. Ohne "den Fee", ihren männlichen guten Geist, der ohne rosa Tutu und Flügelchen auskommt, würden die Liebenden aber nicht zusammenfinden. Oder nennt man so etwas Feenmann? In der Paraderolle setzt Daniel Uhlmann humoristische Akzente und führt das Publikum durch die Geschichte.

Fiese Stiefschwestern

Natürlich gibt es zwei fiese Stiefschwestern (köstlich blasiert: Miriam Henzler und Yuliya Plakhotnik) und eine böse Stiefmutter (mit viel Bühnenpräsenz: Kerstin Trimble). Dazu kommen höfische Intrigen, die die Comtesse Constanze spinnt, um die Macht zu übernehmen (eiskalt: Justina Rötsch). Unterstützt wird sie von Isodora und dem Minister (Verena Schönleben und Nicolas Holstein in zwei starken Nebenrollen).

Während der Prinz sich inkognito im Dorf nach einer Braut umsieht, damit er die große Liebe findet, steht die Damenwelt Kopf. Alle bereiten sich auf den Ball vor, um ihn zu erobern. Natürlich wird Cinderella zurückgelassen, "der Fee" eilt ihr zu Hilfe und die Dinge nehmen ihren Lauf. Derweil erklingen bezaubernde Operetten-Töne von Lehár, Heiteres von Johann Strauß, Beschwingtes von Gershwin, Feuriges von Verdi, irisch Tanzbares, gefühlvolle Parts aus Rossinis Aschenbrödel-Oper "La Cenerentola", die ohnehin zwischen Komödie und Romanze schwankt, aber auch spritzige Tango-Rhythmen oder brasilianischer Choro.

Abgerundet hat der musikalische Leiter Gerald Uhlmann das Werk mit Eigenkompositionen als perfekte Ergänzungen. Regisseurin Angelika Uhlmann ist ein rundes Stück gelungen, das die alte Geschichte sehr liebevoll entstaubt und ihren Zauber erhält.

Nächste Aufführung am 11. November, weitere Termine auf www.musicalbuehne.de, Karten im NN-Ticketcorner, Telefon 09 11/2 16-27 77.

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