Comödie: Turbulenzen in der „flauschigen Miezekatze“

30.4.2015, 11:00 Uhr
Comödie: Turbulenzen in der „flauschigen Miezekatze“

© Foto: Hans-Joachim Winckler

Eine „schwankhaft-groteske Komödie“ nannte der Autor 1907 sein Werk. Noch Fragen? Nein? Gut so. Regisseur Martin Rassau lässt die Belle-Epoque-Posse in Fürth losschnurren wie eine frisch geölte Maschine. Die erwarteten Pointen knallen umgehend. Wer wollte auch nicht sofort einsehen, dass ein Paar Hosenträger, zugesandt aus einem Stundenhotel, ein untrüglicher Beweis für eheliche Untreue sind?

Mit diesem Indiz ist die Schnittstelle gefunden, die das Jahrhundert von der Uraufführung bis heute überbrückt. Die Moral mag sich ändern, Freizügigkeit einziehen – beständig bleibt das Streben nach Besitzstandswahrung. Das gilt für die Liebe genauso wie fürs Versicherungsgeschäft und den Aktienhandel. Der augenscheinlich ertappte Fremdgeher – der im übrigen so unschuldig ist wie eine Schlaftablette – muss folgerichtig gestellt und abgestraft werden. Mehr bedarf es nicht, um die ehrbare Gesellschaft auf der Bühne wie die Hamster im Rad durchdrehen zu lassen.

In der Comödie, wo man im März erst den „Käfig voller Narren“ zum gefeierten Erfolg machte, nennt sich das Etablissement des Anstoßes jetzt putzig „Zur flauschigen Miezekatze“ und entpuppt sich als Plüschorgie in Shades of Pink. Gesündigt wird hier im großen Ganzen eher lässlich. Aber man tut so als ob. Was im Publikum augenscheinlich die Lust am retrosexuellen Kuschelcharme weckt und die Farce in ihre Schranken verweist: Wenn alles nur ein Missverständnis ist und kein Seitenspringer ertappt wird, dann müssen die Westen ja zwangsläufig rein bleiben und der Spaß kann weitergehen.

Fränkische Kurz-Fassung

Bei diesem „Floh“-Stück haben bereits renommierte Regisseure wie Dieter Dorn und Martin Kusej angebissen, Elfriede Jelinek schuf eine Übersetzung, die nun allerdings nicht zum Einsatz gekommen ist. Für Fürth hat Dramaturgin Stephanie Schimmer eine lobenswerte fränkische Kurzfassung angefertigt, die trotz – oder eher sogar wegen – energischer Streichungen funktioniert. Martin Rassaus Inszenierung verzichtet auf keine vorstellbare Eindeutigkeit und gibt dabei das Timing vor, das die Konstruktion dieser Komödie unausweichlich fordert.

Als umtriebiger Mitspieler trifft Rassau auf Volker Heißmann im Doppelgänger-Modus. Der lässt die Profile seiner beiden Figuren lustvoll verschmelzen, was durchaus Sinn ergibt, weil hier letztlich keiner auf den anderen hört und damit egal ist, was einer sagt. Hauptsache lustig. Als weiblicher Konterpart steht Angélique Verdel den beiden gegegenüber und behält dabei meist erstaunlich gelassen den Überblick.

Planmäßig zünden sämtliche Verbalkracher, voran getrieben mit Tempo im fränkischen Zuschnitt. Zwischen Bühne und Saal ist die Betriebstemperatur auf wohlig eingestellt. Das passt zueinander wie – ein paar perfekt justierte Hosenträger.

Aufführungen (mit Unterbrechungen) bis 5. Juni; Kartentel.: 09 11 / 7 49 34 21.

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