Das bisschen Haushalt

26.6.2015, 18:00 Uhr
Das bisschen Haushalt

© F.: Burkhardt

Das erlebt man in Museen eher selten: Lautes Lachen schallt immer wieder durch die Ausstellungsräume. Meistens sind es Frauen, die sich da köstlich amüsieren. Schließlich geht es ja in den Arbeiten auch um sie und ihr ureigenstes Refugium: Das bisschen Haushalt . . .

. . . macht sich fast von allein, wenn man vorgeht wie Jutta Burkhardt und die richtige Arbeitskleidung am Leib trägt: Ein Top aus Staubtüchern mit Wischfix-Rüschlein, ein Rock aus saugfähigem Vlies, staubbindenden Bodentüchern und mit Edelstahl-Topfreinigern als griffiger Bordüre. Das ist — wie man auf dem Video im Praxistest sieht — ebenso sexy wie dienlich. Und wirklich witzig.

Burkhardt hat am Mozarteum in Salzburg Bühnen- und Kostümbild studiert — was ihr Wirken in den scheußlich-schönen antiquierten Spießerwänden erklärt — und ist eine von 28 Künstlerinnen, die diese unterhaltsame Ausstellung bestreiten. Mit Mona Hatoum, die einen Stahl-Paravent aufgestellt hat, der eigentlich eine Riesen-Küchenreibe ist, und Rosemarie Trockel, die unter anderem das Bild einer explodierten Küchenzeile zeigt, sind zwei Stars des Kunstbetriebs dabei. Die meisten Künstlerinnen (im Alter zwischen 29 und 79 Jahren) sind jedoch noch keinem größeren Publikum bekannt und können hier entdeckt werden — sinnierend, schmunzelnd oder laut lachend. „Ja, das ist eine sehr lebendige Ausstellung“, sagt Nico Kirchberger vom Museum im Kulturspeicher mit Blick auf die Besuchergruppen.

Kuratiert wurde diese erfrischende Ausstellung — natürlich — von Frauen. Ina Ewers-Schultz und Martina Padberg haben in der Auswahl der Beiträge den Schwerpunkt ganz eindeutig auf provokante, kritische und vor allem bissig-ironische Arbeiten gelegt. Und fegen so mit leichter Hand durch ein klischeebehaftetes Feld. Denn wer nennt sich heute schon noch Hausfrau? „Der Begriff gilt als antiquiert und ist fast aus dem Sprachgebrauch verschwunden“, meint Marlene Lauter, Chefin des Würzburger Museums, das die Ausstellung als erstes Haus zeigt, bevor sie weiterwandert nach Zwickau, Mülheim an der Ruhr, Villingen-Schwenningen und Augsburg.

Die Deutsche Hausfrauengewerkschaft jedenfalls gibt es schon lange nicht mehr, sie nennt sich neudeutsch Verband Familienarbeit. Und der Hausfrauenbund heißt heute Netzwerk Haushalt. Aber egal, wie man das Kind nennt: Kein Haus ohne Hausarbeit, ohne Wischen, Waschen, Kochen, Bügeln. Ist die Frau dort Sklavin oder Herrscherin? Ist das Haus Gefängnis oder Freiraum, die Arbeit darin lästige Pflicht oder vielleicht auch Vergnügen? Desperate Housewives, also verzweifelte Hausfrauen, jedenfalls begegnen einem in der nach der erfolgreichen US-Fernsehserie benannten Ausstellung keine. Dafür haben die Arbeiten viel zu viel (Selbst-)Ironie.

Ähnlich wie Jutta Burkhardt „entwirft“ die Argentinierin Maria Ezcurra „Die perfekte Garderobe für die Hausfrau“ – die dem Mann dienende Hausfrau, muss man sagen. Sie trägt eine Karo-Schürze, die sich zum Tischtuch weitet und kredenzt dem speisenden Gatten demütig lächelnd Getränke. Oder sie steht im Brautkleid rücklings vor dem Ehebett, während sich ihre Schleppe als Bettdecke über den schlafenden Herrn legt. Enger kann man gar nicht mit dem Mobiliar verwachsen. Und galligere Bilder kann man gar nicht finden für die treusorgende, aufopferungsbereite und selbst völlig bedürfnislose Hausfrau.

„Hausarbeit ist wie ein Video in einer Galerie — sobald es fertig ist, beginnt es von vorne“, sagt die israelische Künstlerin Ori Levin. Da ist was dran. Und an ihrem achtteiligen, zum Brüllen komischen Video auch. Auf skurrile Art wird sie darin eins mit den eigenen vier Wänden. Die stete Wiederkehr der immer gleichen Arbeiten in den monotonen Vorortsiedlungen thematisiert Alice Musiol, eine in Köln lebende und arbeitende Polin. Sie hat aus Toastbrot (und Stecknadeln) gleichförmige Häuschen gebaut, fast 300 Stück, und zur Siedlung drapiert. Andrea Isa inszeniert auf ihren großformatigen Prints „Die Tugenden der Küchenfrau“ — als da wären Belastbarkeit, Ordnungsliebe und Sauberkeit.

Verwandte Themen


Keine Kommentare