Das Ding der Woche: Der "singende Baggerfahrer" im Film

24.1.2019, 13:55 Uhr
Das Ding der Woche: Der

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Liedermacher Gerhard "Gundi" Gundermann war in der DDR, aber auch im deutschen Osten der Nach-Wendezeit ein angesagter Musiker. Mit seiner etwas ungelenken, aber ehrlichen Poesie fing er Alltag und Lebensgefühl dieser bewegten Epoche ein — und traf damit in Herz und Hirn seiner Fans.

Ungewöhnlich ist das Leben des Mannes mit dem dünnen Pferdeschwanz und der dicken Hornbrille, der 1998 mit nur 43 Jahren unerwartet starb, aber auch aus anderen Gründen. Gundermann führte parallel zur Bühnen-Karriere ein Alltagsleben als Baggerfahrer im Kohle-Bergbau, er warb jahrelang und schließlich erfolgreich um Conny, die Sängerin in seiner Band. Als kritischer Geist nahm er zwar kein Blatt vor den Mund, legte aber trotzdem Wert auf sein SED-Parteibuch. Nach der Wende musste er sich dann seiner Vergangenheit als "IM Grigori" stellen, als der er auch selbst von der Stasi bespitzelt wurde - ein Aspekt, mit dem der Film ganz nebenbei auf die Absurditäten des Überwachungsstaates verweist.

Für die Rolle seiner facettenreichen Hauptfigur hätte Andreas Dresen keinen besseren finden können als den Kino- und Theaterschauspieler Alexander Scheer. Der verschmilzt gleichsam mit seiner Figur, schiebt sich immer wieder die altmodische Brille zurecht, und es sind auch diese kleinen Gesten, die sein Spiel so lebensecht machen.

Den passenden Soundtrack liefern natürlich Gundermanns mal melancholische, mal energisch politische Songs. Alexander Scheer hat sie eigens selbst eingespielt. Die Lieder sind wirkungsvolle Stimmungsverstärker in einer Geschichte, die ansonsten ohne Sentimentalität und Ostalgie auskommt, dafür aber mit leisem Witz unterlegt ist. Auch durch diese Songs kommt man "Gundi" Gundermann, der einem anfangs etwas fremd ist, immer näher. (DVD/Blu-ray, 128 Min., Pandora Home)

Die Redakteure des NN-Feuilletons durchforsten regelmäßig die Riesenflut von Neuerscheinungen und Events und präsentieren einmal pro Woche ihr ganz persönliches Highlight - "Das Ding der Woche".

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