Das Ding der Woche: "Roter Rabe" von Frank Goldammer

2.1.2019, 19:19 Uhr
Das Ding der Woche:

© NN

Der Kniff bei Frank Goldammers Krimi-Reihe um den stoischen Ermittler Max Heller ist das Setting: Die Geschichten spielen in der Vergangenheit. In seinem ersten Fall "Der Angstmann" jagte der Polizist im Dresden des Jahres 1944 mitten im bitteren Kriegswinter in einer Stadt voller Flüchtlinge einen bestialischen Serienmörder — und befand sich noch dazu im Dauerclinch mit seinem SS-Vorgesetzten. Als Leser wusste man, was die Figuren nicht ahnten: Nämlich was Dresden im Februar ’45 noch bevorstand ...

Das Rad der Zeit hat sich weiter gedreht. "Roter Rabe", Max Hellers vierter Fall, spielt nun im Jahr 1951 immer noch in Dresden, das diesmal ganz im Zeichen des aufziehenden Kalten Krieges steht. Die Nazis sind verschwunden, jetzt haben deutsche und russische Kommunisten das Sagen — was die tägliche Polizeiarbeit auch nicht einfacher macht. Der Fall, mit dem es der Oberkommissar diesmal zu tun bekommt, ist reichlich mysteriös: Zwei wegen Spionageverdachts verhaftete Zeugen Jehovas haben sich unabhängig voneinander in ihren Zellen umgebracht. Heller zweifelt an der offiziellen Selbstmordtheorie und beginnt im Umfeld der Männer zu ermitteln, doch so gut wie jeder, mit dem er spricht, ist wenig später ebenfalls tot. Und dann taucht auch noch Hellers alter Bekannter Alexej Saizev auf, der mittlerweile für den KGB arbeitet und ihn um Unterstützung bittet ... 

Frank Goldammers Schreibe ist flüssig, spannend und gehobener Krimi-Standard. Heikko Deutschmann liest Goldammers Buch erneut mit geübter Präzision, so dass man dranbleibt — bis hin zur nur bedingt überzeugenden Auflösung. Wie gesagt: Es ist hier nicht zuletzt das historische Setting, das fesselt und fasziniert.

(1 mp3-CD, 11 Stunden 9 Minuten, Der Audio Verlag, EUR 19,99)

Die Redakteure des NN-Feuilletons durchforsten regelmäßig die Riesenflut von Neuerscheinungen und Events und präsentieren einmal pro Woche ihr ganz persönliches Highlight - "Das Ding der Woche". 

Keine Kommentare