Das Ende aller Religionen

26.7.2016, 16:38 Uhr
Das Ende aller Religionen

© dpa

Die Gleichung ist ganz einfach: Das Ende der Religionen bedeutet auch das Ende aller Glaubenskämpfe. So weit, so einfach. Aber war es das, was Richard Wagner in seinem Bühnenweihfestspiel ausdrücken wollte? Das fragt doch mehr nach Schuld, nach Erlösung und dem Sinn von Leiden und beschwört im Grunde eine Religion der Kunst. Mehr als Stadttheater-Niveau erreichte der 62-Jährige nicht. In manchen fühlte man sich, als säße in einer nachgelassenen Aufführung von Wolfgang Wagner — soviel wurde hier zelebral geschritten, gekniet und gestanden.

Das Ende aller Religionen

© dpa

Musikalisch geht die Sache dagegen voll in Ordung: Hartmut Haenchen, der 73-jährige dirigentische Retter in fast letzter Minute, hielt sich mehr an Pierre Boulez‘ zügige vier Stunden, denn an Toscaninis fünf Stunden. Die beste Sängerleistung zeigte Georg Zeppenfeld als Gurnemanz, hier ein Prior in einem Kloster irgendwo am Tigris, das mitten in einem Kampfgebiet liegt.

Das Ende aller Religionen

© dpa

In diese sektiererische Mönchsgemeinschaft stolpert der naive Parsifal. Klaus Florian Vogt darf nach dem Sohn Lohengrin, den er in den letzten Jahren vollendet verkörperte, nun dessen Vater Parsifal singen und er tut das mit den eminenten lyrischen Qualitäten seiner Stimme: Von durchschlagender Wucht, aber auch nuancierter Stimmgebung: Bayreuth-Debütantin Elena Pankratova als Kundry. Pankratova gehörte von 1996 bis 2000 zum Nürnberger Opernensemble.

Das Publikum ist Aufregenderes im Festspielhaus gewohnt: Großer Enthusiasmus über die musikalische Gestaltung, höflicher, leicht Buh-durchtränkter Applaus für die Regie.

Verwandte Themen


Keine Kommentare