Das Filmfestival Türkei/Deutschland braucht kreative Köpfe

22.3.2013, 00:00 Uhr
Das Filmfestival Türkei/Deutschland braucht kreative Köpfe

© Festival

Ich bin irgendwie seit 1996 mit dabei“, sagt der 49-Jährige. Anfangs als Koordinator des Kurzfilmwettbewerbs, anschließend in diversen Jurys. Seit einigen Jahren ist das Vorstandsmitglied von „InterForum“ als

Programmberater tätig. „Außerdem sichte ich deutsche Beiträge und Filme im Dokubereich und kümmere mich um die Koordination zwischen Tafelhalle und KunstKulturQuartier bei der Eröffnungsveranstaltung und der Preisverleihung“, erklärt Becher.

Mit Kino verdient Becher auch sonst seine Brötchen. Zusammen mit Angela Poschet und Robert Kellner gründete eer die Cinemaniax-Filmproduktion 1995 als Plattform für hochwertige und kreative Filme in Nürnberg. Die im Hallenbad Katzwang gedrehte Cinemaniax-Produktion „Triumph des Nichtschwimmers“ ist ein von der deutschen Filmbewertungsstelle Wiesbaden mit dem Prädikat „wertvoll“ ausgezeichneter Kurzfilm.

Seit 2009 lebt Becher in Berlin und betreibt Rix-Film. Rixdorf ist der alte Name für Neukölln, der Stadtteil, in dem die Produktionsfirma angesiedelt ist. Nürnberg sei als Filmstandort problematisch. In Berlin könne man eher Projekte entwickeln und auch das nötige Geld dafür beschaffen.

Problematisch sei auch die Beschaffung von deutschen Filmen, die dann im Rahmen des Wettbewerbs des Filmfestival Türkei/Deutschland laufen. Viele Verleihfirmen hätten gar keine Lust darauf, dass ein deutscher Film bei einem Festival laufe. Wichtig sei ihnen einzig und allein ein günstiger Kinostart, also in einer Woche, in der nicht gleichzeitig viel Konkurrenz anlaufe, die das Interesse der Zuschauer mehr weckt.

Auch vom Begriff Glamourfaktor sollte man sich verabschieden. „Glamour im deutschen Film? Den gibt es kaum.“ Ein gutes Beispiel wäre „Almanya – Willkommen in Deutschland“. „Den Streifen der Samdereli-Schwestern hätten wir vor zwei Jahren, nachdem er auf der Berlinale Begeisterung ausgelöst hatte, gerne exklusiv beim Filmfestival Türkei/Deutschland gezeigt, aber der Verleih hat ihn zwei Wochen zuvor gestartet. Dem war das Nürnberger Festival egal.“ Regisseure wie Christian Zübert („Dreiviertelmond“) und Christian Petzold („Barbara“) bekomme man leichter – beide sind nämlich mit Türkinnen verheiratet ...

Beim Wettbewerb achte man auf eine Ausgewogenheit zwischen deutschsprachigen und türkischen Produktionen – auch wenn das der Besucher nicht immer gleich merke. Denn heuer spielt beispielsweise eine deutsche Produktion in Albanien und zwei in der türkischen Szene. Insgesamt könne man sagen: Filme über die Migrationsthematik laufen gut. „Solche Stoffe erwartet das Publikum, jedoch richten wir das Programm nicht gänzlich danach aus“, unterstreicht Becher. Zwischen deutschen und türkischen Kiebitzen gebe es schon Unterschiede. Das deutsche Publikum „goutiert die Gäste, wichtiger sind jedoch die anschließenden Filmgespräche.“

Die Türken kommen besonders gerne wegen der Prominenten aus ihrem Heimatland. „Sie sind geehrt, wenn Stars wie Türkan Soray nach Nürnberg kommen“, wie in diesem Jahr. Nach ihrer Lesung musste die türkische Filmdiva noch fast drei Stunden lang Autogramme schreiben.

Was dem Filmfestival Türkei/Deutschland gut tue, ist die Kooperation mit dem KunstKulturQuartier. Man habe seit längerem einen verlässlichen Rahmen und müsse sich nicht mehr um alles kümmern. Nur so sei zum Beispiel eine flankierende Ausstellung wie die von Nuri Bilge Ceylan möglich.

Informationen zu den Filmen, die noch bis Sonntag, 24. März, zu sehen sind, gibt es unter www.fftd.de


 

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