Das hat der neue Intendant mit Nürnbergs Staatstheater vor

17.5.2018, 06:00 Uhr
Das Opernhaus wird 2023 vollständig renoviert und neu aufgestellt, so Herzog.

© Edgar Pfrogner Das Opernhaus wird 2023 vollständig renoviert und neu aufgestellt, so Herzog.

Herr Herzog, was reizt Sie besonders an Ihrer neuen Aufgabe als Intendant eines Vier-Sparten-Hauses?

Herzog: Regisseure meiner Generation haben sich immer einreden lassen, dass man kein Haus leiten kann, wenn man selbst noch künstlerisch tätig sein will. Aber ich habe nie verstanden, warum man sich die Instrumente aus der Hand nehmen lässt, um gute Kunst zu machen. Ich glaube ganz fest daran, dass ein regieführender Intendant, der sich auch im Maschinenraum der Kunst auskennt, ganz anders mit seinem Theater in Berührung kommt. Der Hauptantrieb, ein solches Haus zu leiten ist, dass man ein Team, ein Ensemble aufbauen möchte, mit dem man mehr erreichen kann als unter den ständig wechselnden Bedingungen als freischaffender Künstler.

Das hat der neue Intendant mit Nürnbergs Staatstheater vor

© Eduard Weigert

Erst wenn das nötige Vertrauen im Ensemble herrscht, kann man einen künstlerischen Quantensprung machen. Ich habe es immer als Defizit empfunden, dass ich in Dortmund „nur“ für die Opernsparte verantwortlich war. Ein Vier-Sparten-Haus zu gestalten als wichtigen Player und als Zentrum einer Stadtgesellschaft, die sich entwickelt, diese Aufgabe reizt mich kolossal.

Wo wollen Sie denn mit dem Staatstheater hin, wie wollen Sie es künftig in der Stadt positionieren?

Herzog: Wir stehen in einem Kontext: Das Opernhaus wird 2023 vollständig renoviert und neu aufgestellt. Es gibt die Bewerbung als Kulturhauptstadt 2025. Das Staatstheater wird ein ganz aktiver Teil dieser Bewerbung sein. Damit stellt sich die Frage: Wie sieht das Theater der Zukunft aus? Wir sind dazu angehalten, darüber nachzudenken, wo das Publikum im Jahr 2030 steht. Welches Unterhaltungs- und Bildungsbedürfnis wird es dann geben?

Sie gehen also davon aus, dass es 2030 noch ein Theater in dieser Stadt geben wird?

Herzog: Ja, klar. Die Stadt und der Staat nehmen viel Geld in die Hand, um einen neuen Konzertsaal zu bauen und ein Opernhaus zu sanieren. Es war für mich schon ein großer Anreiz, hier so eine mittelfristige Sicherheit zu haben.



Zurück zum Theater der Zukunft...

Herzog: Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund liegt in Nürnberg bei weit über 40 Prozent. Ich weiß nicht, wie hoch dieser Anteil beim Publikum und den Mitarbeitern des Staatstheaters ist. Deshalb haben wir ein Zukunftsprojekt mit der Bundeskulturstiftung auf den Weg gebracht, um dieses Thema in Hinblick auf Personal, Publikum und Programm nachhaltig zu bearbeiten. Wie muss sich ein Theater verändern, um ein aktueller Spiegel der Stadtgesellschaft zu sein? Es gibt Hochrechnungen, dass etwa Klassik-Konzerte noch bis 2025 funktionieren können, solange es noch Menschen aus dem so genannten Bildungsbürgertum gibt. Aber was ist, wenn es diese Menschen einmal nicht mehr gibt?

Was wollen Sie vor diesem Hintergrund konkret tun?

Herzog: Es gibt das neue, spartenübergreifende Programm „Plus“, das auf der Theaterpädagogik aufbaut, die hier schon bisher großartig arbeitet. Damit wollen wir in einen besseren Dialog mit der Stadtgesellschaft kommen. Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf den digitalen Medien. Geplant ist eine Art Mediathek, ein Stadtmagazin mit eigener Redaktion. Mit dieser Kommunikationsplattform wollen wir alle, die sich irgendwie für Theater interessieren auf unsere Website locken. Dort findet man ein großes Angebot mit Fotos, Künstlerporträts, Blogs, Werktagebücher und so weiter. Das monatliche Theatermagazin wird es in gedruckter Form nicht mehr geben. Alles wird spannender, bunter und lebendiger im Netz zu finden sein. Auch über die sozialen Medien haben wir Möglichkeiten, ein neues Publikum zu erreichen. Das Gedruckte wird nicht ganz verschwinden, es soll aber vor allem der Imagebildung dienen.

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