Der Maler Völkel sorgt sich um seinen Nachlass

3.9.2008, 00:00 Uhr
Der Maler Völkel sorgt sich um seinen Nachlass

© Stefan Hippel

Vater Conrad Völkel (1897-1965), der 1933 das noch heute von seinem Sohn bewohnte Haus in Thon hat bauen lassen, studierte an der Nürnberger Kunstgewerbeschule, der Vorläuferin der heutigen Kunstakademie. Zwischen den beiden Weltkriegen musste er seine Familie als Graveur ernähren, doch nach 1945 profilierte er sich als bedeutender Landschaftsmaler. Die Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg verfügen über eine Reihe seiner Bilder aus den 50er Jahren. Nicht zuletzt beeinflusste er auch die nachfolgende Künstlergeneration. Seine privaten Grafik-Kurse wurden von später sehr bekannten Malern wie Georg Weidenbacher und Oskar Koller besucht.

Die der Kunst verschriebene Verwandschaft

Der einst vielbeschäftigte Bildhauer Oswald Brückner (1897-1987) war der Schwager und Freund Conrad Völkels, welchen er mehrfach porträtiert hat, und den er zu eigenen plastischen Versuchen animierte. Einige schöne Bronzen von Oswald Brückner gehören heute zur Sammlung von Ev und Toni Völkel. Letzterer studierte ab dem Wintersemester 1948/49 an der Nürnberger Kunstakademie, wo seine Schwester Herta (1925-2007) bereits seit 1946 eingeschrieben war. Herta Völkel wurde eine weithin geschätzte Textilkünstlerin. Sie heiratete den international renommierten Maler Oskar E. Goller (1912-2003), der kurz nach dem Zweiten Weltkrieg Dozent an der Nürnberger Kunsthochschule war.

Herta Goller-Völkel hat in den 60ern auch Toni Völkels Gattin Ev «mit dem Kunstvirus infiziert», wie diese heute sagt. Zuerst unterstützte sie die Schwägerin lediglich bei Auftragsarbeiten, nach und nach entwickelte sie auch selbst gestalterischen Ehrgeiz. Die stets kleinformatigen, aber erlesenen Bildstickereien von Ev Völkel sind seither eine echte Bereicherung des häuslichen Museums.

Die Kunstsammlung ist eher regional

In letzter Zeit fragen sich die Völkels immer öfter, was wohl in Zukunft aus ihren Schätzen wird. Die Tochter ist bereits vollauf damit beschäftigt, den riesigen Nachlass des kinderlos verstorbenen Ehepaares Goller zu verwalten. Ev und Toni Völkels einziger Enkel zeigt bislang eher wenig Neigung zur familiären Kunsttradition, und der Urenkel ist derzeit erst wenige Monate alt. Die auf Regionales spezialisierten musealen Kunstsammlungen in Nürnberg, Erlangen, Bayreuth oder Schweinfurt sowie die rührigen Nürnberger Kunsthändler Wolfgang Jacobsa und Heinz Meier, die ebenfalls Spezialisten für Frankens Kunstgeschichte sind, würden sich wohl allenfalls für Teile der Völkel’schen Sammlung interessieren.

«Tatsächlich scheint es nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in der Kunst die Geißel der Überproduktion zu geben», meint Toni Völkel ironisch. Trotzdem produziert er ungerührt weiter. Seit seinem 80. Geburtstag vor fünf Jahren gestaltet er vorwiegend «innere Bilder», mehr oder minder abstrakte Kompositionen, in denen er Erinnerungen an bewusst Gesehenes mit Nachklängen von unbewusst Verinnerlichtem vermischt. «Künstlerisch habe ich immer gemacht, was ich wollte», erzählt er. Seine Unabhängigkeit vom Publikumsgeschmack «erkaufte» er sich mit der Arbeit in einem Brotberuf. Rund drei Jahrzehnte war er als Lokaljournalist tätig.