Der neue "Tatort" aus Freiburg: Vom Ende einer Idylle

30.9.2017, 12:33 Uhr
Der neue

© SWR/Johannes Krieg

Die ersten Szenen zeigen eine idyllisch verschneite Mittelgebirgslandschaft. Alles wirkt friedlich an diesem Samstagmorgen im ausgehenden Winter. In dem kleinen Weiler Goldbach leben junge Familien, die ihren Kindern ein achtsames soziales Umfeld ermöglichen wollen. Man hält in dieser Abgeschiedenheit zusammen. Gerade ist man gemeinschaftlich dabei, einen umgestürzten Baum aus einem Bachlauf zu bergen, da platzt die schlimme Nachricht herein: Die elfjährige Frieda aus dem Dorf ist erschossen im Wald aufgefunden worden.

Ein Unglück kommt selten allein: Ein weiterer Junge wird vermisst. Macht hier etwa ein Pädophiler Jagd auf Kinder? Oder handelt es sich um Entführung? War das Verbrechen ein Racheakt? Die Ermittlungsarbeit der beiden neuen "Tatort"-Spürnasen verläuft jedenfalls äußerst zäh und langatmig. Und das prägt leider auch den Duktus des ersten Schwarzwald-Falls, der durchaus seine Längen hat.

Tough und politisch gewieft

Das liegt natürlich auch ein Stück weit daran, dass Drehbuchautor Bernd Lange und Regisseur Robert Thalheim sich auffallend wenig um das Privatleben der Polizisten kümmern. Stattdessen werden die Verwerfungen und Brüche in den Nachbarschaftsfamilien mit grausamem Auge seziert. Die seit Jahren entstandene Gemeinschaft zerbröckelt angesichts des individuellen Leids der einzelnen Elternpaare.

An Charisma und schauspielerischer Intensität können Eva Löbau und Hans-Jochen Wagner noch zulegen. In dieser Hinsicht ist noch Luft nach oben. Eine gute, interessante Figur macht hingegen Steffi Kühnert als toughe, politisch gewiefte Staatsanwältin Cornelia Harms. Immerhin streift man das heikle Thema Waffen-Exporte...

Auch Godehard Giese als Vater der ermordeten Frieda überzeugt durch seine eindrucksvolle Radikalität. Der Mediziner zeigt, wie ihn die Trauer innerlich auffrisst und er sich deshalb selbst von seiner Frau entfremdet. Der Fall an sich ist ein tieftrauriger und wird auch durch keinerlei humorvolle Momente aufgelockert. Leider deutet sich die Lösung bereits nach einer halben Stunde an. Aber jedes Team hat eine zweite Chance verdient.

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