Der "Postillon" geht auf Tour - und kommt nach Fürth

8.11.2017, 18:44 Uhr
Der

© Foto: PR

Die Kleeblattstadt ist nicht irgendein Stopp auf der laufenden Deutschlandtournee: Der Erfinder und Chefredakteur des Postillon, Stefan Sichermann, lebt und arbeitet in Fürth. Wenig überraschend, dass das Heimspiel am kommenden Samstag, 11. November, in der Comödie rasch ausverkauft war. Auch für die kurzfristig anberaumte Zusatzvorstellung am Nachmittag (15 Uhr) gibt es nur noch einige wenige Restkarten. Doch auch beim Auftritt vor ein paar Tagen in Berlin gab es kaum mehr freie Plätze.

Anne Rothäuser und Thieß Neubert, die beiden Moderatoren des Abends, flankieren jeder an einem Rednerpult stehend die Bühne. Zwischen ihnen an der Wand befindet sich eine große Leinwand, auf der Bilder und Videos zu den Artikeln eingeblendet werden.

In bester Tagesschau-Manier

Mit ernster Miene tragen die beiden in bester Tagesschau-Manier abwechselnd Meldungen vor, die allesamt frei erfunden sind. Aktuelle Tagespolitik ("Jamaika ändert Landesflagge, um nicht mit Koalition in Verbindung gebracht zu werden") kommt ebenso vor wie zeitlose Themen ("Erste Intensivstation für an Erkältung erkrankte Männer eröffnet"). Dazu läuft der Wortspiel-Newsticker: "Bürger sollen aufwachen – Verschwörungstheoretiker klingelt am frühen Morgen", "Völlig überzogen: Teebeutel zwei Stunden in Tasse gelassen" oder "Kann nicht einschlafen: Wachhund". Diese Kurzmeldungen stammen mittlerweile häufig von Postillon-Lesern.

Das Hauptstadtpublikum im "Babylon" amüsiert sich prächtig. Die meisten Lacher erntet die Meldung, wonach IKEA Trump eine kostengünstige Variante der von ihm geplanten Grenzmauer zu Mexiko angeboten haben soll ("Börder Wåll").

Das Thema Trump bietet sich selbstredend besonders an, um es satirisch aufzuarbeiten: Der Postillon sei enttäuscht, so die Moderatoren, dass es bisher kein unzufriedenes Wort des US-Präsidenten gegeben habe. Nun soll etwas für den guten Ruf der Satirezeitung getan werden: "Wir wollen endlich als Fake News bezeichnet werden!"

Es folgt ein fiktiver Anruf im Weißen Haus mit eingespielten Zitaten Trumps, an dessen Ende er mit dem nuklearen Holocaust droht. Auf die Frage Anne Rothäusers nach dem Grund der Drohung antwortet der Präsident: "Because you are stupid" ("Weil ihr dumm seid").

Neben Videos in Nachrichtenmanier werden auch Reportagen gezeigt. "Postillon24 deckt auf" kommt einem Mann auf die Schliche, der jahrelang alle betrogen haben soll. Und zwar, indem er ein T-Shirt mit der Aufschrift "Lost Paradise Miami Surf Club" trug. Mit professionellen Schauspielern und in treffender Nachempfindung von gewissen Sendungen im Privatfernsehen entlarvt Thieß Neubert den Betrüger, der nie in Miami Surfen war. Schlimmer noch: Es gibt gar keinen Surfclub dieses Namens, findet der Moderator heraus. Perfekt gespieltes Entsetzen beim Bruder des Hochstaplers: "Was für ein Psychopath!"

In der Pause laufen Werbeanzeigen über die Leinwand: Zum Beispiel wird das Komplettlösungsbuch für Scrabble angepriesen: Der Duden. Wie bei allen Nachrichtensendungen kommt am Schluss das Wetter. Es wird darauf hingewiesen, dass am Ende des Tages mit einem Nachteinbruch zu rechnen ist und es gegen Mitternacht zu einer Datumsänderung kommen wird.

Manchmal albern, aber fast immer mit treffsicherer satirischer Schärfe greift der Postillon die kleinen Absurditäten des Alltags und die großen der Politik auf. Und da doch nicht alle Beiträge frei im Internet verfügbar sind, lohnt sich die Live-Show tatsächlich. Außerdem dürfen sich die Besucher auf die ein oder andere unglaubliche Enthüllung samt Special Guest freuen. Stefan Sichermann ist es aber nicht – der Postillon-Schöpfer tritt selbst nicht in Erscheinung.

Verwandte Themen


Keine Kommentare