Dichter an der Großstadtwunde

20.7.2011, 18:07 Uhr

Letztes Jahr wurde im Nürnberger Zumikon eine ungewöhnliche Ausstellung gezeigt. Gerhard Falkner näherte sich in einem Film mit Worten der Baustelle Berlin, für den sein Kunstfilmkollege Reynold Reynolds poetisch brennende Bilder fand. Von der Stimme des Schriftstellers begleitet, führte „The Last Day of the Republic“ ein Bagger-Ballett vor Augen. „Erst wenn die Wolken ins Gras beißen, wird diese Stadtgeschichte gegessen sein“ – das fand Gehör.

Dass man die künstlerische Gemeinschaftsarbeit der beiden Wahl-Berliner nun erneut – und in aller Ruhe – auf sich wirken lassen kann, ist dem Nürnberger Starfruit-Verlag zu verdanken. Er bringt das Künstlerbuch „Der letzte Tag der Republik“ heraus: Ein Gedicht als Buch. Ein Buch voller Bilder, auf denen Kräne an Palastbrocken nagen, als ob sie urzeitliche Echsen wären.

Als DVD beigefügt, legt „The Last Day of the Republic“ die jüngste Geschichte dicht an der Großstadtwunde frei. Von der Antike bis in die Gegenwart reicht der feine Faden, den der Dichter spannt.

Dass ein erklärender Essay von Moritz Holfelder in das zweisprachige Buch gebunden ist, macht für „Starfruit“-Verlagschef Manfred Rothenberger schon deshalb Sinn, weil das Buch auch in den USA erscheint: Reynolds (in Alaska gebürtig) habe ihm den Tipp gegeben. Denn mancher Amerikaner wüßte „weder, was der Palast der Republik war, noch was die DDR – da ist Europa an sich schon kompliziert.“

Gerhard Falkner/Reynold Reynolds: Der letzte Tag der Republik. Starfruit, 152 S., 24 Euro. Vertrieb: Verlag für moderne Kunst Nürnberg.
 

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