Die Szene gibt sich quicklebendig

12.5.2012, 00:00 Uhr
Die Szene gibt sich quicklebendig

Dass der Comic-Salon als wichtigstes und größtes Festival für grafische Literatur im deutschsprachigen Raum nicht als Nischen-Veranstaltung für die Szene verstanden werden soll, ist Leiter Bodo Birk ein echtes Anliegen. Er und sein Team legen Wert darauf, „das Festival für alle interessant zu machen, die an Kultur interessiert sind“. Entsprechend vielfältig ist auch bei der 15. Ausgabe das Angebot.

Die Hauptausstellung in der Heinrich-Lades-Halle (neben dem Rathaus wichtigster Veranstaltungsort) widmet sich diesmal der grafischen Literatur aus dem arabischen Raum. „Für dieses Thema hatten wir uns bereits vor dem arabischen Frühling entschieden“, erklärt Birk. Doch aufgrund der Ereignisse etwa in Ägypten und Tunesien wird das Thema „Zeichnen für Freiheit und Gerechtigkeit“ nun etwas größer gespielt. Untersuchen will man dabei unter anderem die Auswirkung der Geschehnisse auf die Comics. Eine reine „Arabellion“-Schau soll die Präsentation dennoch nicht werden. Es gehe (auch im Rahmen von Podien und Künstlergesprächen) vielmehr um die ganze Kultur und gesamtgesellschaftliche Veränderungen in der arabischen Welt, betont Birk.

Daneben präsentiert der diesjährige Comic-Salon auch Geschichten über die gesellschaftlichen Realitäten in Russland und Indonesien, und er richtet den Blick anhand eines Workshop-Projekts auf die grausamen Kriege in Westafrika, zum Beispiel in Sierra Leone.

Anziehungspunkt für ein breiter aufgestelltes Publikum dürfte in der Lades-Halle die Schau „50 Jahre Spider-Man“ werden, für die großformatige Originale aus ganz Europa nach Erlangen reisen. Denn noch heute fasziniert der Superhelden-Mythos, der im Sommer 1962 mit der ersten Spider-Man-Geschichte begründet wurde, Jung wie Alt.

Ein weiterer Höhepunkt ist für Festival-Macher Birk die „große und spektakuläre“ Werkschau des amerikanischen Zeichners, Illustrators und Autors Charles Burns. Der beschreibt die Nachtseiten hinter den idyllischen US-Fassaden – und wird selbst als Gast auf dem Festival erwartet. Ansonsten spiegelt sich in Erlangen einmal mehr die ganze Vielfalt der grafischen Literatur. Und die reicht von den in der letzten Zeit immer populärer gewordenen Grafic Novels über Klassische Alben bis hin zu Mangas und Anime. Ausstellungen widmen sich etwa David B., der Galionsfigur der französischen „Nouvelle Bande Dessinée“, dem jungen italienischen Erzähler Manuele Fior oder Projekten des Goethe-Instituts in Moskau, Kairo und Jakarta.

Höhere Qualität

Auch in der deutschen Szene habe sich in den vergangenen Jahren „ungeheuer viel getan“, so Birk. Die Qualität habe sich enorm gesteigert — nicht zuletzt, weil sich auch Hochschulen um die Ausbildung der Comic-Zeichner kümmern. Zudem, so hat Birk beobachtet, interessierten sich vermehrt Verlags-Vertreter aus dem Ausland für hiesige Künstler.

Die lebendige deutschsprachige Branche präsentiert sich auf der Messe, dem Herz des Comic-Salons, mit etwa 150 Ausstellern, 400 Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt haben sich angekündigt. Als Stargast darunter ist (wie berichtet) der 1954 geborene Italiener Lorenzo Mattotti, der den Max-und-Moritz-Sonderpreis für sein Lebenswerk erhält. Überreicht wird ihm die wichtigste Auszeichnung für grafische Literatur im deutschsprachigen Raum am 8. Juni im Markgrafentheater. Hella von Sinnen und Christian Grasser moderieren die Verleihung.

Ein Katalog ist ab Ende Mai für 5,90 Euro erhältlich. Das gesamte Programm mit Vorträgen, Diskussionen und Aktionen gibt es unter www.comic-salon.de
 

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