Die Zukunft des Musicbusiness

6.11.2018, 11:48 Uhr
Die Zukunft des Musicbusiness

© Foto: Wolfgang Kumm

Herr Renner, was dürfen wir von Ihrem Vortrag im Hirsch erwarten?

Renner: Ich werde einerseits versuchen, zu definieren, wo wir gerade stehen. Ich nenne es nicht ohne Grund "Musicbusiness 4.0", also die vierte Stufe des Musikgeschäfts. Da geht es nicht mehr unbedingt darum, ein Gut herzustellen und zu distribuieren, sondern nur noch um das Recht, etwas verfügbar zu machen. Dieses Recht hat jeder Künstler erst einmal selbst. Die Strukturen, wie wir sie bisher kennen – Plattenfirmen, Verlage – sind zu hinterfragen, und das ist eine sehr gute Nachricht a) für alle Musiker und b) für alle Menschen, die nicht dort leben, wo die Plattenfirmen und die Musikverlage zu Hause sind, sprich bei uns hier in Deutschland in Städten wie Berlin, Hamburg oder München.

 

((ContentAd))"Musicbusiness 4.0" könnte aber auch für nackte Panik auf Seiten der Plattenindustrie stehen ...

Renner: Ja, aber auf der anderen Seite reibt die sich, wenn sie es denn geschickt angestellt hat, auch die Hände. Es ist ein zweischneidiges Schwert: Auf der einen Seite hat die Musikindustrie, wenn sie ihre Hausaufgaben gemacht hat, noch nie so viel verdient wie zur Zeit. Denn wenn es um den Verkauf alter Aufnahmen, des sogenannten Katalogs, geht und um die Nutzung alter Rechte, dann war das Geschäft noch nie so profitabel wie heute. Die Universals/Sonys/Warners dieser Welt haben null Kosten, wenn ihre Musik aus den Archiven per Streaming oder Download verbreitet wird. Auf der anderen Seite sind sie in Panik, weil neue Künstler eine Plattenindustrie, wie wir sie kennen, immer weniger brauchen. Das Geschäftsmodell wird für die Zukunft in Frage gestellt.

 

Werden sich Ausnahmekünstler wie Rammstein, die Sie ja seinerzeit mit entdeckt haben, auf Dauer immer durchsetzen?

Renner: Davon bin ich überzeugt. Die Wertschöpfung hat sich gedreht: Für einmalige, außergewöhnliche Künstler wie Queen und Rammstein steigt sie, während sich mit den beliebigen Sachen nicht mehr so viel Geld scheffeln lässt. Denn beim Streaming verdienen die Musiker über Dauer und Fläche der Nutzung ihr Geld.

 

Nürnberg ist voll von talentierten Bands, von denen es seit Jahrzehnten keine geschafft hat, bundesweit oder gar international durchzustarten. Wie lautet Ihr Tipp für den rockenden Nachwuchs in der Diaspora?

Renner: Nicht zu früh aufgeben. Und nicht zu früh seine Rechte an jemand Dritten übertragen. Stattdessen: Versucht, Euch selbst möglichst viel Know-How draufzuschaffen! Wichtig ist außerdem, sich als Künstler immer wieder zu überlegen: Was macht mich speziell? Was ist bei mir anders als bei den anderen Kindern? Da sind wir wieder bei Rammstein und Queen: Das Exzeptionelle, das Außergewöhnliche wird sich immer durchsetzen, egal, woher es kommt.

 

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