Diese Vier klingen nach mehr als vier

25.1.2019, 18:51 Uhr

Dass man bei der Programmauswahl nicht ganz den Mut bewies, den die Diskografie des Quartetts mit viel Entdeckergeist zeigt, war dem Gesamtergebnis nicht abträglich. In ihren maßgeschneiderten blau-violetten Glencheck-Anzügen sind die vier Polen optisch bereits ein Hingucker. Und sie sind sich auch nicht zu schade, in der Einführung jene Dissonanzenabfolge exemplarisch vorzuführen, die sie später in Mozarts Streich-Quartett Nr. 19 KV 465 mustergültig verwerten werden.

Den Anfang machte man allerdings mit einer Begräbnismusik. Es war Sibelius’ "Andante festivo", das auch bei dessen eigenem Begräbnis angestimmt wurde. Sehr feierlich bewies dieses Stück, zu welcher Homogenität bei gleichzeitiger Klangvielfalt dieses Quartett befähigt ist. Ein großer Resonanzkasten, auf dem Piotr Skweres mit seinem Cello thronte, brachte ihn auf Augenhöhe mit seinen Mitspielern, die das Konzert an den Notenpulten stehend bestritten.

Mozarts Dissonanzen-Quartett überrascht mit seinen kühnen Harmonien im Adagio heute noch. Dass dies weniger Hexenwerk als eher genial fortentwickelte Gestaltung gültiger Harmonisierungsregeln der damaligen Zeit war, hatten die Zuhörer zuvor in der Einführung gelernt. Der große Haydn war über die Mozart’sche Leistung in diesem Opus so begeistert, dass er dessen Vater Leopold andeutete, er kenne keinen größeren Komponisten als seinen Sohn.

Doch Mozarts späte Streichquartette können auch andere Ensembles gut performen. Zur Sternstunde wird an diesem Abend die Auseinandersetzung mit Dvoraks spätem Streichquartett Nr. 14 in As-Dur. Was Pawel Zalejski , Bartosz Zachlod an den Violinen und Piotr Szumiel an der Viola leisten, kann man nur als atemberaubendes Zusammenspiel bezeichnen. Sind es wirklich nur vier Personen, die Dvoraks an Einfällen schier überbordendes Quartett hier darbieten? Alles erklingt in absoluter Perfektion, ohne hierbei Einbußen an lustvollem Temperament, reflektiertem Tiefgang und dynamischen Facettenreichtum zu erleiden. So muss ein Streichquartett heute klingen.

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