Drei Klangmalereien

1.5.2017, 18:24 Uhr
Drei Klangmalereien

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Im Gegensatz zu seiner medialen Verbreitung, ist Beethovens Tripelkonzert, dieser Zwitter aus Kammermusik-Trio und sinfonischer Opulenz, recht selten im Konzertsaal zu erleben. Pianist Lars Vogt, der sich in den letzten Jahren immer stärker aufs Dirigieren verlegte, verbündete sich für die beiden temperamentvoll wallenden Eck-Sätze mit dem verinnerlichten Largo als spiritueller Mitte mit der blutjungen russischen Cellistin Anastasia Kobekina und der aus Polen stammenden Symphoniker-Konzertmeisterin Anna Reszniak.

Vogt gelingt der behende Wechsel von Orchesterleitung und Piano-Part mit musikantischer Verve. Musik ist bei ihm nie Show, sondern stets zu verlebendigende Klangarchitektur und Sprungschanze für unterschiedlichste Emotionen. Ebenso beherzt gestaltet auch die 22-jährige Cellistin ihre Rolle: Man spornt sich gegenseitig an, lauscht einander. Dazu will der fragile, wenig tragfähige Geigenton von Reszniak allerdings nicht immer passen.

Gefälle im Solisten-Trio

Aber dieses Gefälle im Solisten-Trio egalisierte das engagiert aufspielende Instrumentalisten-Kollektiv, das sich gut auf Vogts sachlich vorgetragene Gesten-Direktiven einließ. Es wehte noch ein bisschen der Geist einer Sinfonia concertante durch den Saal, auch wenn mit diesem Werk Beethoven wieder einmal ein Maßstäbe setzendes Unikat gelungen ist.

Zuvor hatte die Streicher-Abteilung den Stücke-Dreisprung mit einer schwebend-irisierenden Studie von Erkki-Sven Tüür eröffnet. Im Wendejahr 1989 hatte der Este die Situation seiner Heimat mit einer "Insula deserta", einer abgeschiedenen Insel, verglichen und mit allen Haltelagen baltischen Minimalismus’ aus der Tradition eines Arvo Pärt ein intensives, zwischen disharmonischen Rückungen und motorischen Antriebskräften pendelndes Klanggemälde geformt.

Dies konnte man ebenso als Landschaftsmusik verstehen wie die fünfte Symphonie von Antonín DvoÝák, die die geografischen Gegebenheiten zwischen Böhmerwald und Karpaten mit dramatischem Aplomb und orchestrierendem Raffinement auslotet. Ein einziges Wogen in pastoralem Holzbläser-Melos, in marschartigem Furor und Ländler-Leichtigkeit. Den Symphonikern gelang unter Lars Vogt eine aparte Wiedergabe.

Geschickt hatten die drei Beethoven-Solisten einen Bogen zu DvoÝák geschlagen, indem sie als Zugabe aus dem vierten Klaviertrio ("Dumky") spielten. Gut möglich, dass der Tscheche auch beim nächsten Symphoniker-Termin eine gewichtige Rolle spielen wird, weil sich Alexander Shelley in die "Neue Welt" aufmacht . . .

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