Durch den Balkan, aber mit eigenem Stil

4.4.2018, 13:12 Uhr
Durch den Balkan, aber mit eigenem Stil

© Foto: Rainer Bittermann/PR

Vor vier Jahren hat sich die Nürnberger Klezmer-Band Sirba aufgelöst. Es war ein leiser Tod — ohne böse Gefühle. "Schon mit Sirba wollten wir weg vom Klezmer hin zu mehr Balkan-Sound gehen, wollten rhythmischer und tanzbarer werden", blickt Michael Kleemann zurück. "Nur ging das bei Sirba mit nur einem Melodie-Instrument leider nicht."

So wurde das Kapitel Sirba geschlossen und der Klezmer eingemottet. Neues Spiel, neues Glück: Die Nachfolge-Band heißt Katlanovski Express und setzt voll auf Balkan-Sound. Die Kombi Saxofon-Klarinette-Tuba plus eine Vielzahl von Saiteninstrumenten auf der einen und Trommeln auf der anderen Seite erlaubt der Kapelle abwechslungsreiche Arrangements — nachzuhören auf der ersten CD "Zoran", die im Dezember 2017 erschienen ist.

"Es darf nie zu glatt sein"

Bei Katlanovski Express spielen neben Michael Kleemann an Gitarre und Mandoline Margareta Schiller-Kleemann an der Tuba und Barbara Keil am Saxofon, die beide ebenfalls schon bei Sirba mit dabei waren. Klarinettist Joachim Pohl kommt aus der Klassik und hat lange bei der Klezmer-Band Fialke gespielt. Geigerin Timea Teleki kennt man unter anderem von der Nürnberger IndieFolk-Band The Elephant Circus.

"Es darf nie zu glatt sein", betont Michael Kleemann, der eine exakte Vorstellung davon hat, wie der Express klingen soll. "Die Kunst bei der Musik vom Balkan ist es, dass sie ein lebendiges Chaos bleibt. Es ist gut, wenn die Rhythmusgruppe treibt und dann im nächsten Moment wieder ein musikalisches Gewaber und Gewusel entsteht, bei dem es jedem gut ausgebildeten Jazzer die Zehennägel hochrollt. Aber erst dann atmet es . . . und wird für uns interessant."

DJ im Gepäck

Die noch junge Nürnberger Band kann bereits auf ein relativ großes und vor allem breites Repertoire zurückgreifen – und erweitert sich live bei Bedarf um einen serbischen DJ, der mit seiner Musik aus der Konserve nahtlos an das Konzert andockt.

Manchmal haben Katlanovski Express aber auch junge Literaten dabei. "Gerade die Autoren aus dem ehemaligen Jugoslawien haben oft einen Charme, wie man ihn sonst nur von lateinamerikanischen Schriftstellern kennt: Einen skurrilen Humor, bei dem einem das Lachen im Hals stecken bleibt. Wenn man auf dem Balkan unterwegs ist, dann muss man einen Sinn fürs Skurrile haben, sonst findet man sich dort schwer zurecht."

Der Sound des Ostens

Der wilde Osten hat Michael Kleemann nicht mehr so recht losgelassen, seit es ihn das erste Mal dorthin verschlagen hat. Es ist nicht so, dass ihn jeder Urlaub dorthin führt, doch die letzten zehn Jahre war er achtmal dort, meistens allein mit dem Fahrrad und mit seinem Aufnahmegerät. Diverse Feldaufnahmen haben dann auch prompt ihren Weg auf das Debütalbum des Katlanovski Express gefunden: So ist in dem Stück "Skopje 2017" ein Straßenmusiker von ebendort zu hören. Das Intro zu "No Rest For The Wicked" entstand bei einem nächtlichen Gelage in Mazedonien, das Stück "More sokol pije" ist mit den Geräuschen der Autofahrt unterlegt, von denen im Inneren des Booklets erzählt wird.

"Wir achten aber darauf, dass unsere Arrangements nicht zu traditionell sind und vor allem nicht nachahmend. Bei Katlanovski Express soll am Ende schon ein eigener Stil stehen — so, wie es die Leute auf dem Balkan nicht machen würden", sagt Kleemann. "Außerdem haben wir es schon gerne, wenn es zwischenzeitlich auch mal ordentlich kracht. Das macht es manchmal ein wenig schwierig."

www.katlanovski-express.de

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