Durch die Städte der Operette

7.1.2016, 19:00 Uhr

Ein wenig bodenständig, getragen von feinen Holzbläsersoli, klingt die Ouvertüre zum „Zigeunerbaron“. Dann folgt melodienselig „Best of Operettiges“. Einiges gehört zwar entstaubt, doch geliebt werden diese Rubatoseligkeiten allemal, wie „Mein Liebeslied muss ein Walzer sein“ aus Benatzkys „Im weißen Rössl“. Und es wird musikalisch heftig geküsst in Franz Léhars „Paganini“ und „Giuditta“, auch getanzt in Kálmáns „Csárdásfürstin“.

Eine aparte Note erhält dieser muntermachende Arienverschnitt durch die Sopranistin Stefanie C. Braun und den Tenor Wolfgang Schwaninger. Da steht ein spielfreudiges Duo auf der Bühne, geht temperamentvoll zur Sache. Allerdings so ganz taufrisch wirkt die Vokalität nun auch wieder nicht, wenn der Sopran trotz beeindruckender Höhenflüge in den tieferen Regionen ein wenig zu flackern beginnt und Schwaningers tenoralen Ergüssen mehr Leuchtkraft gut angestanden hätte. Semi-stage Positionen in allen Ehren, aber sinnvoll sollten die Auf- und Abgänge auf der Bühne schon sein, und Stefanie Brauns Verlegenheitsgymnastik (Arme ausstrecken, mit der Hüfte wackeln) wirkt doch ein wenig aufgesetzt.

Nach der Pause atmen alle eine würzige Brise der Berliner Luft. Nicht nur preußisch Zackiges, auch Idyllisches zaubert Shelley mit seinen aufmerksam begleitenden Symphonikern aus der „Berliner Schatztruhe“, so Paul Linckes bekannteste Melodie, das sogenannte „Glühwürmchen-Idyll“ aus „Lysistrata“, das der von Benedikt Haag einstudierte Amadeus-Chor Neuendettelsau stimmungsvoll auslotet.

Apropos Berlin: Politisch aktuell hätte hier nur noch Walter Kollos 1923 komponiertes „Drunter und drüber“ gefehlt. Dass „Berlin nun doch Berlin“ bleibt, dafür steht Kollo ja mit seinen aus der Lokalposse herrührenden spezifischen Idiomen, den fast zu Volksliedern gewordenen Gesangsnummern. Austoben lässt Gerhard Winkler sich mit „Liebe und Leidenschaft“. Wie „glücklich“ verläuft die von Eduard Künneke im Marschtempo verheißende „Reise“, und Paul Abraham lässt in „Victoria und ihr Husar“ ein wenig sentimental „zum Abschied noch einmal die Hände reichen“. Begeisterter Applaus.

 

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