Düstere Beziehungen und Abgründe im Kölner "Tatort"

24.3.2017, 21:08 Uhr
Düstere Beziehungen und Abgründe im Kölner

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So einen Drehort muss man erstmal finden: Die hübschen, aber völlig gleichförmigen Siedlerhäuschen in Reih und Glied am Kölner Stadtrand sind mittlerweile liebevoll restauriert, man vermutet bescheidenen Wohlstand und intakte Familien. Doch nicht allein der Tote, der Freddy Schenk (Dietmar Bär) und Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) in die Gegend führt, lässt bald tiefer blicken. Werner Holtkamp fiel von einer Brücke direkt vor einen Lastwagen - doch er starb nicht bei dem Unfall, sondern war schon vorher tot. Ermordet im eigenen Bett.

Motive gibt es bald viele: Nachbarin Anne Möbius (Birge Schade) hatte eine Affäre mit dem Opfer, weil sie in einer eiskalten Ehe zu erfrieren droht. Leo Voigt (Werner Wölbern), der Nachbar auf der anderen Seite, stritt sich leidenschaftlich mit Holtkamp über einen Streifen Grün, der dessen Grundstück zugeschlagen wurde. Und seine Stieftochter Sandra gießt mit geistesabwesendem Blick die vom Toten dort gepflanzten Zypressen, während die Kinder im Garten mit Knochen spielen.

Bald decken die Kommissare ein Gewirr von familiären Beziehungen auf: Leo Voigts Frau ist angeblich vor Jahren mit einem anderen verschwunden, doch Voigt zahlt für sie Unterhalt. Die Stieftochter ist offenbar schwer verstört. Umso unverständlicher, dass sie nie eingehend von den Ermittlern befragt wird. Ein weiterer Nachbar soll der Vater ihrer Tochter sein - und erhält ebenfalls Geld von Voigt. Wer die DNS-Spuren im Bett des Opfers hinterlassen hat, untersucht auch keiner genau.

Das sind ärgerliche kleine Filmfehler, die den Unterhaltungswert diesmal ernsthaft schmälern. Die Darsteller sind durch die Bank gut, aber es hapert am Drehbuch von Christoph Wortberg, das eigentlich als raffinierte Milieustudie angelegt ist, aber die Kommissare den Erkenntnissen des Zuschauers hinterherhinken lässt. Der letzte Twist kann die Spannung dann auch nicht mehr hervorkitzeln. "Nachbarn" (Regie: Torsten C. Fischer) ist Tatort-Hausmannskost mit leichten Mängeln.

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