Ein Hoch auf die Bratsche

29.2.2016, 19:34 Uhr

Mit einer Überraschung begann das Konzert des PMV in der kleinen Meistersingerhalle. Anstelle der wegen einer Sehnenscheidenentzündung absagenden Südkoreanerin Kyoungmin Park sprangen am Sonntag in letzter Minute die aus Düsseldorf stammende Bratscherin Hiyoli Togawa und die armenische Pianistin Lilit Grigoryan ein – mit einem gänzlich neu konzipierten Programm.

Das zeugt von Fantasie und Stilgefühl, zumal original für die Bratsche Kreiertes mit aus anderen instrumentalen Gattungen vereinnahmten Werken wechselt. Ein klangvoller Dialog, erwärmend im sonoren Timbre der Viola und muskulös begleitender Klavierstimme, ereignet sich zum Entrée im „Adagio und Allegro op. 70“ von Robert Schumann.

Doch bringen „Hebräische Melodien“ von Joseph Joachim die Spezifika der Bratsche überzeugender zur Wirkung.

Das klassisch-romantische Terrain hat es dem Duo an diesem Abend angetan. Wie Hiyoli Togawa gesangliche wie volksliedhafte Passagen zum Leuchten bringt, verrät die Sonate für Viola und Klavier op. 120 Nr. 1 von Brahms. Das nervige Phrasieren in allen Ehren: Aber konturenreicher hätte das Figurenwerk im munteren F-Dur-Rondo schon ausfallen können, ganz abgesehen von dem allzu aufdringlich vibrierenden Schönspiel der Kantilenen. Lilit Grigoryan geht mit fordernder Kraft zu Werk.

Mit einem munteren Spiel der Motive, springlebendig vorgeführten Abschnitten, versteht das Duo, den Zuhörern nach der Pause mit einem Konzertstück von George Enescu zu schmeicheln. Zum Finale spiegelt die Sonate für Bratsche und Klavier op. 11/4 gestaltenreich und eigenwillig die Sturm- und Drangphasen des einst als Bürgerschreck geziehenen Paul Hindemith.

Die sinnlichen Gesten, die belebte Rhythmik, Melodik und der in den Variationen zum Schluss immer erregender und geschwinder sich jagende Figurensprint machen die Wiedergabe zum fesselnden Ereignis. Das Zusammenspiel gelingt frisch und diszipliniert. Ein wenig geschwätzig moderiert Togawa zwischen den
Werken . . .

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