Er kam, sang und siegte: Bob Dylan in der Frankenhalle

23.4.2018, 13:27 Uhr
Er kam, sang und siegte: Bob Dylan in der Frankenhalle

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Die Fans wissen es seit langem: Bei Bob Dylan muss man mit allem rechnen. Auch mit dem Schlimmsten. Bei seinem insgesamt dritten Konzert in der Frankenhalle hat der Rock-Poet, der in Kürze 77 Jahre alt wird, sein leidgeprüftes Publikum aber versöhnt und alles richtig gemacht.

An die Marotten des rastlosen Künstlers hat man sich mittlerweile gewöhnt: Seit langem herrscht bei seinen Konzerten absolutes Fotografier-Verbot (auch für die Presse), Dylan gibt kaum Interviews, mischt sein Programm fast täglich neu und sagt in der Regel kein Wort zum Publikum. Insoweit nichts Neues auf der Never Ending Tour, die vor immerhin dreißig Jahren begonnen hat.

Punkt acht Uhr schleicht Bob Dylan mit seiner bewährten Fünf-Mann-Band auf die spärlich beleuchtete Bühne, die Musiker grooven sich ein bisschen ein und dann geht’s los mit dem Song, der seit geraumer Zeit fast immer am Anfang steht: "Things Have Changed". Eine banale Feststellung und doch ein Song, der die atuelle Stimmung auf den Punkt bringt.

Frisch geölte Stimme

Nichts ist mehr so, wie es einmal war. Bob Dylan überrascht mit frisch geölter Stimme und schneidend akzentuiertem Sprechgesang, der transparente Hallensound hat fast Studioqualität. Der Meister selbst vergräbt sich an diesem Abend meist hinter dem Klavier und greift nur ein paar Mal zu den Mikrophon-Ständern in der Mitte der Bühne. Gitarre kann er vermutlich krankheitsbedingt nicht mehr spielen.

Das Programm konzentriert sich auf das Früh- und das Alterswerk, ein paar Cover-Versionen inklusive. Das ist alles andere als eine Routineübung: Die hoch motivierte Band treibt den Alten zu Höchstleistungen an – und der scheint auch tatsächlich Gefallen daran zu haben. Die neuen, aufwühlenden Fassungen von "Tangled Up in Blue" oder "Desolation Row" zählten zu den absoluten Höhepunkten. Und die ungelenke Fassung des alten Chansons "Autumn Leaves" geriet zum anrührenden Bekenntnis der eigenen Vergänglichkeit.

Die zwei Zugaben nach dem 90-minütigen Konzert schließen den Kreis: "Blowin' in the Wind" und "Ballad of a Thin Man". Der Literatur-Nobelpreisträger ratlos. Auch er hat keine Lösung in diesen unsicheren Zeiten parat, die Antwort weiß ganz allein der Wind. Bob Dylan hat es schon immer gesagt. Aber selten hat er sich so deutlich und eindringlich ausgedrückt wie an diesem Abend, den man so schnell nicht vergessen wird. Eine Sternstunde wie das Konzert 1978 auf dem Zeppelinfeld 

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