Erlanger Poetenfest setzt starke politische Akzente

22.8.2017, 11:55 Uhr
Beim diesjährigen Erlanger Poetenfest hoffen die Veranstalter - bestes Sommerwetter vorausgesetzt - auf 12.000 Besucher.

© Ralf Rödel Beim diesjährigen Erlanger Poetenfest hoffen die Veranstalter - bestes Sommerwetter vorausgesetzt - auf 12.000 Besucher.

Im Vorfeld der Frankfurter Buchmesse bietet das Poetenfest wieder jede Menge druckfrischen Lesestoff. Über 80 Schriftsteller, Literaturkritiker und Publizisten werden zu dem viertägigen Festival erwartet. Zu den Höhenpunkten gehören wieder die Autorenporträts im Markgrafentheater.

Den Anfang bei den Geehrten macht am 25. August Ingo Schulze, der zu den politisch engagiertesten Schriftstellern seiner Generation gehört. Der zweite Abend ist dem Bamberger Kinder- und Jugendbuchautor Paul Maar gewidmet, der im Dezember seinen 80. Geburtstag feiert. Auch die weiteren Autorenporträts versprechen spannende Begegnungen - mit der "Prix-Goncourt“-Preisträgerin Marie NDiaye und dem vielseitigen österreichischen Schriftsteller Michael Köhlmeier, der auch ein hinreißender mündlicher Erzähler ist. Eröffnet wird das Festival am 24. August mit der "Nacht der Poesie", die von Bayern 2 live aus dem Markgrafentheater übertragen wird. Mit dabei sind Friedrich Ani, Ulrich Koch, Kerstin Preiwuß, Farhad Showghi und Ron Winkler.

An den Lesenachmittagen (26. und 27.8.) im Schlossgarten erwartet die Fans ein wahrer Literaturmarathon: Eingeladen sind unter anderem Zsuzsa Bánk, Theresia Enzensberger, Franzobel, Ulla Hahn, Thomas Lehr, Annette Mingels, Petra Morsbach, Ferdinand Schmalz und Frank Witzel, die im halbstündigen Rhythmus ihre Neuerscheinungen präsentieren. Der kongolesische Autor Fiston Mwanza Mujila, der in diesem Jahr für sein Romandebüt "Tram 83" mit dem "Internationalen Literaturpreis - Haus der Kulturen der Welt" ausgezeichnet wurde, und der syrische Schriftsteller Hamed Abboud stellen ihre aktuellen Werke in zweisprachigen, teils performativen Lesungen vor.

Hochkarätig besetzt sind auch die Podiumsgespräche, die sich brandaktuellen Themen widmen. Über Hass und seine vielfältigen Ausdrucksformen - von Hass-Postings bis zum IS-Terror - diskutieren Seyran Ateþ, Florian Goldberg, Susanne Koelbl und Falk Richter. In der Sonntagsmatinee gehen Jörg Baberowski, Arnd Diringer, Julia Krüger und Rafael Seligmann der Frage nach, ob die Meinungsfreiheit in Gefahr ist. Dabei soll der Blick nicht nur auf die Trump-Regierung, Russland und die Türkei gerichtet werden, sondern auch auf die europäischen Demokratien. Zu den weiteren Podiumsthemen gehören der Dialog zwischen "rechts" und "links", der heikle Begriff Heimat und die Beweggründe des Reisens in einer globalisierten Welt.

Breites Rahmenprogramm

Neben der 14. Erlanger Übersetzerwerkstatt, Ausstellungen und einem breiten Angebot für Kinder und Jugendliche gibt es auch zahlreiche Sonderveranstaltungen, wie Performances, multimediale Nachtprogramme und Filme. Der Puppenspieler und Intendant des TJP Straßburg, Renaud Herbin, und die Schriftstellerin Célia Houdart lassen in dem Stück "La Vie des Formes" Literatur und Figurentheater miteinander verschmelzen. Die Dimensionen grafischer Literatur erweitert Katharina Greve in ihrem Comic-Strip "Das Hochhaus - 102 Etagen Leben", Christian Schloyer präsentiert in "Jump’ N’ Run" Lyrik als Retro-Computerspiel, und Friedrich Dieckmann stellt „Luther im Spiegel der Literatur“ vor.

Die FAU befasst sich im Rahmen des Projekts "Eine Uni - ein Buch" mit E. M. Forsters prophetischer Erzählung "Die Maschine steht still". Und erstmals werden Notizbücher und Papierarbeiten von Sibylle Lewitscharoff außerhalb des Literaturarchivs Marbach ausgestellt. Die Autorin wird selbst zur Eröffnung anreisen und aus ihrem Roman "Das Pfingstwunder" lesen.

Bereits zum siebten Mal verleiht die Kulturstiftung Erlangen den "Erlanger Literaturpreis für Poesie als Übersetzung" - in diesem Jahr wird die Lyrikerin und Übersetzerin Dagmara Kraus ausgezeichnet. Für den musikalische Rahmen sorgen Ulrike Haage und Christian Meyer. Erwartet werden wieder rund 12.000 Besucher. Wenn das Wetter mitspielt, dürfte die Zielmarke bei diesem ebenso prallen wie attraktiven Programm locker erreicht werden.

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