Ersatzmann im Dienst einer Rock-Legende

22.10.2018, 16:36 Uhr
Ersatzmann im Dienst einer Rock-Legende

© Foto: Athina Tsimplostefanaki

Als Tony Banks, Peter Gabriel und Mike Rutherford "Genesis" im Jahr 1967 gründeten, war Phil Collins noch nicht als Sänger dabei – und Ray Wilson gar nicht geboren. Rund 50 Jahre später feiert er auf seiner Tour gleich zwei runde Geburtstage auf einmal: Den von "Genesis" und seinen eigenen.

Tatsächlich umweht ihn die Aura des Authentischen, denn zwei Jahre lang, von 1997 bis 1999, war er als offizieller Nachfolger von Phil Collins bei "Genesis" engagiert und auf ihrem letzten Album "Calling All Sations" zu hören. Von diesem kurzen Ruhm zehrt der sympathische Sänger heute noch.

Es hat sich herumgesprochen, dass Ray Wilson die Sehnsucht der Fangemeinde nach dem Live-Sound von "Genesis" zumindest zeitweise stillen kann. Der Nürnberger Hubertussaal ist seit 2010 zum Wallfahrtsort der "Genesis"-Pilger geworden und beim alljährlichen Auftritt von Ray Wilson stets bis auf den letzten Platz ausverkauft. Ein echtes Phänomen!

Wenn man die Augen schließt, meint man wirklich Phil Collins zu hören, nicht nur wenn er alte Hits wie "Follow Me, Follow You" oder "Land of Confuison" singt. Ray Wilsons Stimme kommt dem Original erstaunlich nahe.

Die sechsköpfige, zum Teil mit polnischen Musikern hervorragend besetzte Band arbeitet mit einem großen Instrumentarium und allerlei Tricks, um einen satten Sound zu produzieren. Der technische Fortschritt macht es möglich, dass der Bombast-Rock heute auch im Kleinformat einigermaßen funktioniert. Und es ist reizvoll, die alten Songs neu zu entdecken, ohne all den Show-Aufwand im Riesenformat, für das "Genesis" bekannt war. Bei ruhigen Stücken wie "Solsbury Hill" von Peter Gabriel legt Ray Wilson die Folk-Wurzeln frei.

Er bedient sich im Repertoire von "Genesis", aber auch im Solowerk von Gabriel und Collins. Dazwischen streut er eigene Songs, die sich freilich nicht wesentlich von den anderen unterscheiden. Ray Wilson macht seine Sache gut, auch wenn er sein Talent ganz in den Dienst einer Rock-Legende stellt. Das nostalgisch gestimmte Publikum ist begeistert und entlässt die Band mit Standing Ovation.

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