Erste Goldene Palme für schwedischen Film

29.5.2017, 10:01 Uhr
Erste Goldene Palme für schwedischen Film

© Reuters

Der Triumph für die in Hildesheim als Diane Heidkrüger aufgewachsene Kruger war erwartbar: Nach der Vorführung von Fatih Akins NSU-Drama "Aus dem Nichts" war sie an der Croisette für ihre Leistung gefeiert worden. Das Werk erzählt von einem Bombenanschlag, bei dem ein Türke und sein kleiner Sohn sterben. Zurück bleibt die Ehefrau und Mutter. In Interviews sagte Kruger, der Dreh habe sie sehr mitgenommen. "Der Film hat mich fast umgebracht.

Diane Kruger nahm ihre Auszeichnung sichtlich gerührt entgegen.

Diane Kruger nahm ihre Auszeichnung sichtlich gerührt entgegen. © LOIC VENANCE/afp

Ich habe seitdem nicht mehr gearbeitet, ich habe kein Skript mehr gelesen. Der Film hat mein Leben verändert."

Die 40-Jährige nahm den Preis sichtlich gerührt entgegen und widmete ihn den Terroropfern und deren Angehörigen. Es ist der erste Preis für eine deutsche Schauspielerin seit 1986, als Barbara Sukowa für "Rosa Luxemburg" von Margarethe von Trotta gewann.

Leben ohne Handy

Die von der Jury unter Vorsitz des spanischen Regisseurs Pedro Almodóvar als bester Film ausgezeichnete Gesellschaftssatire "The Square" erzählt von einem Museumskurator, dessen Leben außer Kontrolle gerät, als er sein Handy verliert. Regisseur Ruben Östlund wirft dabei Fragen zu Moral, Männlichkeit und Bigotterie der bürgerlichen Schicht auf. Es ist die erste Goldene Palme für Schweden.

Mit dem Großen Preis der Jury, der zweitwichtigsten Auszeichnung des Festivals, wurde das Aids-Drama "120 battements par minute" des Franzosen Robin Campillo gewürdigt. Der Jurypreis ging an den Russen Andrej Swjaginzew für sein Familiendrama "Nelyubov (Loveless)". Für die beste Regie vergab die Jury den Preis an die US-Amerikanerin Sofia Coppola für ihr Historienstück "Die Verführten". Die Auszeichnung für das beste Drehbuch verlieh die Jury an gleich zwei Filme: Die Griechen Giorgos Lanthimos und Efthimis Filippou gewannen mit dem Psychothriller "The Killing of a Sacred Deer" mit Nicole Kidman und Colin Farrell, während die Schottin Lynne Ramsay für ihren Thriller "You Were Never Really Here" ausgezeichnet wurde. Ihr Hauptdarsteller Joaquin Phoenix wurde außerdem als bester Schauspieler geehrt.

Bevor die begehrten Palmen in Cannes vergeben wurden, erhielt der regierungskritische iranische Regisseur Mohammed Rasulof im Nebenwettbewerb "Un certain regard" (Ein gewisser Blick) am Samstag den Hauptpreis. Der 45-jährige Regisseur wurde für seinen Film "Lerd" (Ein integrer Mann) ausgezeichnet, der die Korruption in seiner Heimat anprangert.

In dem Film geht es um Resa, einen einfachen Mann, der sich gegen ein korruptes privates Unternehmen auflehnt, das die Bewohner eines Dorfes dazu bringt, ihren Besitz zu verkaufen. Rasulof hatte den Film persönlich in Cannes vorgestellt.

2011 hatte er den Regiepreis bei "Un certain regard" nicht persönlich entgegennehmen können, weil er im Iran inhaftiert war. Wegen eines Dokumentarfilms über die Massenproteste gegen die umstrittene Wiederwahl des damaligen iranischen Staatschefs Mahmud Ahmadinedschad war er 2010 wegen regierungskritischer "Propaganda" zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Ein 20-jähriges Berufsverbot gegen Rasulof wurde in einem Berufungsverfahren auf ein Jahr verkürzt.

Die "Certain Regard"-Jury unter Leitung von US-Schauspielerin Uma Thurman zeichnete drei weitere Filme aus: Der mexikanische Regisseur Michel Franco bekam den Preis der Jury für "Las hijas de abril", der US-Regisseur Taylor Sheridan bekam für seinen Thriller "Wind River" den Regiepreis und der Film "Barbara" des Franzosen Mathieu Amalric den Preis für die Poesie des Kinos. Schauspielerin Jasmine Trinca wurde für ihre Rolle als couragierte geschiedene Mutter in "Fortunata" geehrt.

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