ESC: Naidoo verteidigt sich, Petition fordert "Die Kassierer"

20.11.2015, 09:27 Uhr
Xavier Naidoo soll Deutschland beim kommenden Eurovision Song Contest vertreten - das sorgt für Kritik.

© dpa Xavier Naidoo soll Deutschland beim kommenden Eurovision Song Contest vertreten - das sorgt für Kritik.

Xavier Naidoo wehrt sich gegen Kritik an seiner Kür zum deutschen Teilnehmer des Eurovision Song Contest 2016. "Mit meinem ganzen Wesen stehe ich für ein weltoffenes und gastfreundliches Deutschland und einen respektvollen sowie friedlichen Umgang miteinander", sagte der 44 Jahre alte Musiker laut einer NDR-Mitteilung vom Donnerstagabend.

Der Sender, der den Wettbewerb für die ARD betreut, hatte am Donnerstag angekündigt, dass Naidoo für Deutschland beim ESC in Stockholm im Mai antrete. Die Zuschauer sollen im Februar nur noch das Lied bestimmen. Die Entscheidung sorgte für Empörung - etwa beim Lesben- und Schwulenverband (LSVD). Auch aus der SPD-Fraktion kam Kritik. Im Internet gab es zwei Petitionen gegen die Teilnahme des Sängers mit mehreren tausend Unterstützern.

Mehrfach hatte Naidoo, Mannheimer mit indischen und afrikanischen Wurzeln, Diskussionen ausgelöst - etwa, als er 2014 am Tag der Deutschen Einheit vor rechtspopulistischen Reichsbürgern sprach, die Deutschland nicht als souveränen Staat anerkennen. 2011 hatte er in der ARD erklärt: "Wir sind nicht frei. Wir sind immer noch ein besetztes Land." 2012 sorgte der Text des Liedes "Wo sind" von Naidoo und Kool Savas für Ärger. Dort geht es in sehr vulgärer Sprache um Kindermorde - Passagen wurden als schwulenfeindlich kritisiert, Homosexuelle würden mit Pädophilen gleichgesetzt.

Naidoo widersprach der Kritik. Er sei froh, in einem "bunten" Deutschland zu leben, mit einer Vielfalt an Lebensentwürfen und Religionen. "Ich habe auch immer betont, dass ich die Auffassung der sogenannten Reichsbürger nicht teile, von denen ich mich auch öffentlich deutlich distanziert habe." Er stehe für Meinungsfreiheit, erklärte er. "Es ist allerdings schade, dass Menschen, die mich ganz offensichtlich nicht kennen, aufgrund unzutreffender Darstellungen substanzlos und schlecht über mich reden."

Wundern über die Entscheidung

ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber sagte: "Für uns war es wichtig, mit jemandem anzutreten, der über eine hervorragende Bühnenpräsenz verfügt, der ein sehr guter Sänger ist und der mit uns auf die Suche nach einem Lied geht." Naidoo sei weder rechtspopulistisch noch homophob oder antisemitisch. "Dass Xavier Naidoo polarisiert, wussten wir."

Die SPD-Fraktionsvize im Bundestag Eva Högl kritisierte den Schritt. "Ich wundere mich über die Entscheidung der ARD und finde sie falsch", sagte sie der "Rheinischen Post" (Freitag). "Seine homophoben Äußerungen und seine Nähe zu den "Reichsbürgern" finde ich abstoßend."

Der Blog "Ruhrbarone" berichtet derweil, dass die Punk-Band Die Kassierer nun zum nächsten Eurovision Song Contest will. In einer Erklärung habe die Band mitgeteilt: "In der Branche gibt es ein eindeutiges Signal: 'Wendland übernehmen Sie' und deshalb werden die Kassierer alles dafür tun, um Deutschland beim Europrean Song Contest 2016 in Stockholm zu vertreten."

Die Musiker aus Bochum-Wattenscheid stellen ihre ausgefeilte Bühnenshow und das Beherrschen verschiedener Musikstile in den Vordergrund. Frontmann Wolfgang Wendland ist dafür bekannt, dass er sich gerne seiner Kleidung während der Auftritte entledigt. Die Band ist bekannt für ihre Hits wie "Sex mit dem Sozialarbeiter", "Mein Glied ist zu groß" und "Arsch abwischen".

Auf Twitter fanden sich bereits erste Stimmen, die diese Idee ganz und gar großartig finden.

Der Blog aus Bochum startete nach der Erklärung sogar eine eigene Online-Petition für das Anliegen. Die Beschreibung dort lautet: "Wer nicht mit einer Tüte auf dem Kopf herumlaufen möchte, weil Xavier Naidoo beim ESC auftritt, sollte diese Petition unterschreiben."

Ob die Kassierer ein würdiger Vertreter für Deutschland beim ESC wären? "Wir haben der ARD nun ein Angebot gemacht, das sie nicht ablehnen kann und bereiten uns nun darauf vor, unsere Dankesrede nach dem ESC-Gewinn auf Schwedisch halten zu können", heißt es in der Erklärung der Band weiter. Zumindest der Unterhaltungswert wäre bei den Kassierern ungleich höher als bei Xavier Naidoo.

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