Falke-"Tatort": Rechte Grüne und linke Unternehmer

26.11.2017, 21:45 Uhr
Falke und Grosz lösen ihren ersten gemeinsamen Fall.

© NDR/Christine Schroeder Falke und Grosz lösen ihren ersten gemeinsamen Fall.

Nachdem sich die Wege von Torsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und seiner Partnerin Katharina Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) am Ende der Folge "Verbrannt" trennten, ging der Ermittler in "Zorn Gottes" zunächst alleine auf Verbrecherjagd. Während dieses Einsatzes sprang ihm jedoch mit Julia Grosz (Franziska Weisz) die Sicherheitsbeauftragte eines Flughafens immer wieder äußerst hilfreich zur Seite. Das derart erfolgreiche Joint Venture veranlasste den Kommissar am Ende der Ermittlungsarbeiten dazu, die überaus motivierte Kollegin auf der Stelle für die Bundespolizei zu engagieren.

Mit der Folge, dass das frisch inthronisierte Aufklärungsduett im Film von Regisseurin Sabine Bernardi nun seinen allerersten gemeinsamen Fall zu lösen versucht, der sie in die niedersächsische Provinz führt, wo ein Mann zu Tode geprügelt wurde. Zunächst tippen beide Fahnder auf eine politisch motivierte Tat, da Arash Naderi (Hadi Khanjapour) erst vor wenigen Monaten aus dem Iran nach Deutschland kam. Zügig fördern Falke und Grosz allerdings zutage, dass der Tote als Fahrer für einen ins Zwielicht geratenen Erdgaskonzern arbeitete. Somit dürfte der Schuldige weniger im rechten Milieu, sondern womöglich unter einer Vielzahl von Bauern aus der Gegend zu finden sein.

Gewaltbereite Umweltschützer

Diese Norweger-Pulli tragenden Biofarmer entpuppen sich nämlich als ausgesprochen gewaltbereite Umweltschützer, die sich im Dauer-Clinch mit Naderis Arbeitgeber befinden. Sie unterstellen der Firma, die Böden zu kontaminieren und machen den nach Gewinnmaximierung strebenden Energiekonzern dafür verantwortlich, dass die Menschen zunehmend an Hautkrankheiten leiden, reihenweise den Verstand verlieren und sich immer mehr wie Zombies verhalten. Wasserdichte Beweise können die Farmer allerdings nicht auf den Tisch legen.

Auf dem Tisch liegt dagegen alsbald ein für einen Krimi fast schon obligatorisches Handy-Video. Es zeigt, wie Arash Naderi kurz vor seinem Tod böse Prügel von einem der renitenten Bauern bezogen hat. Somit erhärtet sich der Verdacht, dass die aggressiven Bauern etwas mit dem Mord am Iraner zu tun haben könnten. Spätestens jetzt darf man überdies beginnen zu hinterfragen, wer hier denn eigentlich die Guten sind, und wer die Bösen.

Die Idee, einen Thriller zu entwerfen, der Umweltverschmutzung thematisiert, in dem der Fanatismus rechter Grünen eine Rolle spielt, in dem die Grenzen zwischen Opfern und Tätern verschwimmen, sowie die Trennlinien zwischen Wahrheit und Vermutung ausgelotet werden, ist keine schlechte. Dumm ist nur, wenn es an der Umsetzung hapert. Denn bei "Böser Boden" handelt es sich leider um eine rasch langweilende Produktion, die weniger an einen „Tatort“ erinnert, der einen Umweltskandal realistisch nacherzählt, sondern vielmehr an einen zuweilen arg grotesken Zombiefilm, in dem bleich geschminkte Jugendliche mit Gesichtskrätze durchs Bild humpeln und ein Waldschrat Fischen bei lebendigem Leib den Kopf abbeißt.

Reibereien zwischen Falke und Grosz

Ebenso hakelig wie die Story von Georg Lippert und Marvin Kren, ist das Miteinander des neuen Ermittler-Teams. Dem machohaften Bullen, der gerne einen flotten Spruch aus der Hüfte feuert und außerdem die frisch begonnene Zusammenarbeit wegen eines privaten Alleingangs früh aufs Spiel setzt, steht eine empathische, verschlossene Ermittlerin gegenüber, die Dinge mit anderen Augen sieht. Während Grosz beispielsweise die Verwandlung der Menschen erkennt, vermag Falkes faktischer Blick auf die Situation derlei Veränderungen gar nicht erst wahrzunehmen.

Immerhin zieht der Film gerade aus dieser Ungleichheit und den damit verbundenen steten Reibereien zwischen seinen beiden Protagonisten, die erst noch zu einer homogenen Einheit zusammenwachsen müssen, einen gewissen Reiz. Daher bleibt von diesem "Tatort" leider nicht viel mehr in guter Erinnerung, als eben das, ein starkes Bühnenbild mit fürchterlich düsteren Einstellungen und ein zugegeben toller Gastauftritt der Indie-Band AnnenMayKantereit in einer kleinen Kneipe auf St. Pauli.

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