Fasziniert von Wachs

19.1.2017, 18:49 Uhr
Fasziniert von Wachs

© Foto: Stephan Minx

Derzeit sind Inge Gutbrods Wachsarbeiten in der Nürnberger Kunstvilla zu sehen (gemeinsam mit Markus Kronberger in der letzten „Dialogausstellung“ des Museums). Und einmal mehr kann man dort erleben, wie sie mit ihrer Kunst ganze Räume verwandelt, eigene Stimmungen schafft, die nachhaltig fesseln. Warme Farbenergie verströmt eine große Bodeninstallation aus zehn von innen beleuchteten hohen Wachszylindern; Werke ganz in Paraffinweiß sorgen für eine kühle, aber keineswegs leblose Atmosphäre; und ein komplett mit bezeichnetem Transparentpapier ausgekleidetes Kabinett mutet wie eine Höhle an, zauberisch in diffuses Licht getaucht.

Die Arbeit mit Wachskreide auf Transparentpapier und die in der Villa erstmals ausgestellten „Schüttbilder“, bei denen sie blankes Paraffin auf weiße Bildträger kippt, sind neu in Gutbrods Schaffen. Doch auch hier geht es ihr, wie in allen Werkzyklen, um das Ausloten und die Balance zwischen Transparenz und Transluzenz, also die partielle Lichtdurchlässigkeit. Welch spannungsvolle, poetische und sinnliche Ergebnisse sie dabei erzielt, konnte man vielfach in Ausstellungen auch weit über die Region hinaus erleben.

Aus Wachs schafft Gutbrod Hohlkörper von fließend harmonischer Gestalt und vielgliedrige Kettengebilde, aber auch große, begehbare, leuchtende Räume und riesige Außenskulpturen, wie ihr „Tor zur Welt“, das sie um die Jahrtausendwende vor dem Nürnberger Flughafen aufbaute. Auch die Vasenform als archaisches Symbol für Leben, Werden, Aufbewahren ist ein wiederkehrendes Motiv in ihrem Schaffen, ob aus Wachs geformt oder in ihren Vitrinenwerken, die hinter milchig-trüber Glasfolie einen kostenbaren Vasenschatz zu hüten scheinen. Und fast zu einer Art Markenzeichen sind ihre Leuchtkästen aus farbigen Wachskacheln geworden, die bei eingeschaltetem Licht durch die warm glühende Strahlkraft faszinieren und ohne Beleuchtung ihre komplex strukturierte opake Oberfläche offenbaren.

Anfänge als Malerin

Entdeckt hat die 53-Jährige das Wachs nach Abschluss ihres Malereistudiums 1990 als Meisterschülerin von Werner Knaupp an der Nürnberger Kunstakademie. Sie habe damals wieder dreidimensional arbeiten und mit den Händen etwas formen wollen, sagt Gutbrod. Seitdem ist sie zu einer absoluten Expertin für diesen durchaus widersprüchlichen Werkstoff geworden, dessen Kälte und Wärme, Härte und Weichheit sie auf vielfältigste Weise erforscht.

Anerkennung hat sie dafür schon bald erfahren. Stipendien brachten sie nach Kanada, Paris, Glasgow und in die USA, mehrfach stellte sie in Frankreich aus. Und eine ihrer schönsten Ausstellungen konnte man 2012 im Fürther „Bühlers“ erleben, eine alte Villa, in deren Räume sie ihre Arbeiten als wunderbares Gesamtkunstwerk inszenierte.

Ausgezeichnet unter anderem mit dem Otto-Grau-Kulturpreis, dem Förderpreis des Bezirks Mittelfranken und den Kulturförderpreisen der Städte Fürth und Nürnberg, würdigt das Kulturforum der Metropolregion die Künstlerin nun für „eine Werkgeschichte, die ihr ein überregionales Alleinstellungsmerkmal zuspricht“.

Am 22. Februar um 18.30 Uhr führt Gutbrod gemeinsam mit Markus Kronberger durch ihre Ausstellung in der Kunstvilla.

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