Fesselnder "Wozzeck" in der Nürnberger Oper

19.2.2017, 13:37 Uhr
Fesselnder

© Ludwig Olah

Der in die Jetztzeit gebeamte Titelheld ist bei ihm kein hin- und her geschubster Soldat, sondern ein Mittelschichtler, der die Ansprüche des Lebens kaum schultern kann. Er wird gemobbt und steigert sich dadurch in einen Wahn, der ihn zum Amokläufer macht. Alles gipfelt im Mord an seiner Lebensgefährtin.

Das gesamte Ensemble samt Opernchor und Kinderchor der Musikschule ist ungemein engagiert bei der Sache. Bariton Jochen Kupfer gelingt in der Titelpartie ein starkes, fesselndes Rollendebüt. Unheimlich intensiv agieren auch Hans Kittelmann (Hauptmann), Tilmann Unger als Dandy-Tambuormajor, Ilker Arcayürek (Andres) und Jens Waldig als bizarr-sadistischer Experimentier-Arzt.

Die gebürtige Nürnbergerin Katrin Adel tat sich in ihrer ersten großen Partie am Haus etwas schwer mit der speziellen Bergschen Ton- und Klangsprache: Ihre Marie wirkte zu opernhaft im Gesang und zu wenig profiliert im Spiel. Da hatte ihr Irmgard Vilsmaier als Margret einiges voraus.

Großes leistete auch die Staatsphilharmonie unter der souveränen Leitung von Gábor Káli: Die spezielle Idiomatik dieser Zwölftonmusik wurde stilsicher und frisch zum Leben erweckt.

Einige Besucher verließen die Vorstellung vorzeitig. Am Ende gab es nach der hundertminütigen Glanzleistung jedoch Riesenbeifall für alle Akteure, vor allem aber für Jochen Kupfer, Regisseur Schmiedleitner und Dirigent Káli samt Orchester.

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