Feuer für die Kammermusik entfachen

26.9.2012, 00:00 Uhr
Nur drei aus der Ahnengalerie der klangvollen Gäste, die beim Privatmusikverein auftraten: Der russische Pianist Vladimir Horowitz...

© afp/dpa Nur drei aus der Ahnengalerie der klangvollen Gäste, die beim Privatmusikverein auftraten: Der russische Pianist Vladimir Horowitz...

Privatmusikverein (PMV). Das hört sich ein wenig wie Arnold Schoenbergs berühmter „Verein für musikalische Privataufführungen“ an, der in den drei Jahren seiner Existenz tatsächlich ziemlich hermetisch abgegrenzt agierte. Aber privat ist am PMV so gut wie gar nichts: Er ist ein öffentlicher und gemeinütziger Verein, der sich jederzeit über Gäste freut, musikalische wie zahlende.

In seinen Glanzzeiten zählte er rund 1200 Mitglieder und war einer der größten Kammermusikveranstalter Europas. „Aber das war in den Zeiten, als es die Neumarkter Konzertfreunde, die Erlanger und Fürther Reihen, Philharmonie e.V., das Kammermusikfestival und all die andern seither gewachsenen Mitbewerber noch nicht gab“, erläutert Rudolf Grimm. Heute zählt der seit 1991 amtierende PMV-Vorsitzende rund 350 Freunde des gepflegten Klavier- oder der Streichquartett-Abends in seinen Reihen.

...sowie Jahrhundert-Bariton Dietrich Fischer-Dieskau...

...sowie Jahrhundert-Bariton Dietrich Fischer-Dieskau... © afp/dpa

Alles, was in der Szene Rang und Namen besaß, gastierte auf Einladung des Privatmusikvereins: Der katalanische Meistercellist Pablo Casals ebenso wie 1927 der blutjunge Vladimir Horowitz, Klavierheroen wie Edwin Fischer oder Elly Ney, aber auch Sängeridole wie Dietrich Fischer-Dieskau oder Peter Schreier gaben Liederabende. Schier unendlich ist die Liste mit berühmten Quartetten: Das fängt beim Busch- oder Schneiderhan-Quartett an, das das erste Konzert nach dem 2. Weltkrieg gab, und führt über das Julliard String Quartet zu dem ARD-Musikpreisgewinnern vom Tokyo String Quartet, das sich gerade nach 45 Jahren aufgelöst hat, bis zum wunderbaren Quatuor Ebène.


Gute Kontakte nach Banff
 

Seit einigen Spielzeiten gastieren auch immer die Gewinner des wichtigsten Streichquartett-Wettbewerbs der Welt im kanadischen Banff in der Kleinen Meistersingerhalle. „Die noch unbekannten, jungen Künstler sind doch oft am überraschendsten“, hat der leidenschaftliche Cellist Grimm festgestellt, der mit Bedacht und großem Sinn für Qualität — wie sein Vorgänger Günther Haydn – die Programme auswählt.

...und Cello-Ikone Pablo (Pau) Casals.

...und Cello-Ikone Pablo (Pau) Casals. © afp/dpa

In den ersten Jahren fanden die musikalischen Darbietungen im Kulturverein am Frauentorgraben und vor allem im alten Katharinenbau (der ehemaligen Katharinenkirche) statt. Nach 1945 nutzte man den spielfreien Montag des Schauspiels und lud ins Lessing-Theater. Dann ging es 1963 in die Meistersingerhalle. Der Abschied aus dem großen Saal vor einigen Jahren hat dem PMV gutgetan: Die kleine Halle ist für kammermusikalische Intimität weitaus geeigneter als der benachbarte Tanzsaal.

Gefeiert werden soll das runde Jubiläum ganz groß am 19. Oktober. Dann gastiert erstmals das „Ensemble Kontraste“ beim PMV und hat „Nürnberger Tand“ im Gepäck. „Ich fand es eine reizvolle Idee, einmal all die aus Nürnberg stammenden Komponisten zu präsentieren, die in der Welt groß wurden und erst spät wieder nach Franken kamen“, erklärt Rudolf Grimm seine Programm-Idee. Natürlich darf eine veritable Uraufführung nicht fehlen: Die liefert Jazz-Spezialist Steffen Schorn. Scheuklappen? Die kennt man beim PMV nicht. Hier geht’s nur nach Qualität.

Im zweiten Teil erklingt dann ein Meisterwerk aus dem Gründungsjahr: Johannes Brahms‘ 1. Streicher-Serenade in der Nonett-Urversion. „Die habe ich gerade in Florenz gespielt: Ein herrliches Stück“, schwärmt Grimm. Keine Frage, wer mit so viel Begeisterung bei der Sache ist, der wird das Feuer und nicht die Asche weiterreichen. Noch gibt es reichlich Karten...

Karten und Informationen unter Telefon 09123/8091430 oder unter www.privatmusikverein.de
 

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