Frankfurter streiten um die Zukunft von Oper und Schauspiel

21.7.2016, 17:53 Uhr

((Olatzhalter))Erst wenige Tage ist Frankfurts neuer Magistrat im Amt, da ist die Stadt in heller Aufruhr. Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) und sein Stellvertreter Uwe Becker (CDU) haben einen neuen Standort für Schauspiel und Oper ins Spiel gebracht. Da die Städtischen Bühnen für mehrere hundert Millionen Euro saniert werden müssen, wäre ein Abriss und Neubau in der Nähe des Hauptbahnhofs nicht abwegig, lautet die Überlegung.

Als Standort käme das alte Polizeipräsidium zwischen Bahnhof und Messe an der stark befahrenen Friedrich-Ebert-Anlage in Frage. Das Land Hessen will das Gelände schon lange loswerden. Der OB sei „völlig offen“ in der Diskussion, sagt Feldmann-Sprecher Ralph Klinkenborg. „Es wird keine Entscheidung gegen die Kultur geben.“

Diese Worte sollen die Intendanten von Oper und Schauspiel besänftigen, die ihrer Empörung über die Politik in den örtlichen Medien lautstark Luft gemacht haben. Die Idee, die Oper vom traditionsreichen Standort am Willy-Brandt-Platz in der Innenstadt wegzuverpflanzen, hat Opern-Intendant Bernd Loebe als „Schlag ins Gesicht“ bezeichnet. Sein Wort hat Gewicht: Er hat die wiederholt ausgezeichnete Bühne zu einer der besten Deutschlands gemacht.

Auch der aus Bochum kommende künftige Schauspiel-Intendant Anselm Weber spart nicht mit Kritik: Über den katastrophalen Zustand des Hauses sei er nie unterrichtet worden. Weber wird ab der Spielzeit 2017/18 die Führung am Schauspiel übernehmen. Unstrittig ist, dass der Sanierungsbedarf der 1963 gebauten Doppel-Theateranlage groß ist. Nicht nur Klima- und Heizungstechnik gelten als marode. Auch der Grundstock des Gebäudes mit seiner markanten über 100 Meter langen Glasfassade hat große Mängel. Im Fundament sind noch die Reste des im Krieg zerstörten Gründerzeithauses verbaut.

Eine Machbarkeitsstudie zur Sanierung soll im Januar 2017 vorliegen. Doch erste Details der seit über einem Jahr laufenden Begutachtung sind bereits an die Öffentlichkeit gelangt. Nach Informationen der „Frankfurter Rundschau“ werden die Sanierungskosten auf rund 300 Millionen Euro beziffert. „Es wird teuer, das ist klar“, sagt dazu am Donnerstag Antje Runge, Sprecherin des Frankfurter Kulturdezernats, ohne die genannten Zahlen bestätigen zu wollen.

Neben der Generalsanierung der Anlage und der Verlagerung an einen anderen Standort kommt als dritte Option auch noch ein Neubau am Willy-Brandt-Platz in Frage. Das befürwortet auch der Opernchef. In der Zeit der Sanierung müssten dann in der Stadt Ausweichquartiere gefunden werden – zum Beispiel das Zoo-Gesellschaftshaus oder die Alte Oper. Die logistischen Probleme werden mit Sicherheit groß – die wenigsten dürfte der Neubau an der Friedrich-Ebert-Anlage mit sich bringen. Doch eine Verlagerung der Bühnen in Richtung Messe dürfte in Frankfurts Stadtparlament nur schwer mehrheitsfähig werden.

Zwar könnte die Stadt aus dem Verkauf des Areals am Willy-Brandt-Platz viel Kapital schlagen. Die Folge wäre wohl noch mehr langweilige Investoren-Architektur in der Innenstadt, wie sie sich gerade direkt neben den Städtischen Bühnen am Umbau des ehemaligen Degussa-Geländes verfolgen lässt. Das Gebiet hat die Stadt einem Projektentwickler überlassen. Auch Frankfurts neue Kulturdezernentin Ina Hartwig (SPD), die seit dem vergangenen Freitag im Amt ist, hat an die kulturelle Tradition und Verwurzelung der Städtischen Bühnen am jetzigen Standort erinnert. Dies sei ein „sehr hohes Gut“, hat sie diese Woche betont. Nach der Sommerpause wollen sich nun alle Beteiligten - einschließlich der Intendanten – an einen Tisch setzen.

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