Fränkisches Heimspiel

28.2.2016, 18:59 Uhr
Fränkisches Heimspiel

© Foto: Hoffmann

Keine Frage: Er liebt die Kommunikation mit dem Publikum, plaudert gerne, weil er es gar nicht anrüchig findet, ein Dienstleister der guten Laune zu sein. Und sein Kampf gegen steifes Konzertritual ist erfolgreich. Zumal wenn der gebürtige Erlanger zum fränkischen Heimspiel anreist. Längst genügt es dem 50-jährigen nicht mehr, sein halbes Leben bei den Berliner Philharmonikern verbracht zu haben und zu den weltbesten Oboisten zu gerechnet zu werden.

Das Dirigieren ist eben noch eine Stufe intensiver an musikalischer Kommunikation und Interaktion. Wenngleich sich Mayer als Pultlenker ausgesprochen zurückhaltend gibt: Er vertraut im wesentlichen auf seine Crew, interveniert wenig, versteht sich mehr als Motivator denn als Dompteur. Das gibt Gelegenheit darzulegen, wie sehr sich der Streicherklang der Symphoniker in den vergangenen Jahren positiv entwickelt hat.

Hervorragende Streicher-Gruppe

So eine belanglose Studie wie die Serenade von Edward Elgar, die sich in melancholischen Akkord-Schichtungen ergeht und an Originalität wie Inspiration meilenweit hinter den Beiträgen von Brahms, DvoÝák oder Tschaikowsky hinterherläuft, erhält durch die symphonische Streichabteilung einen überaus eratischen, fragilen, aber immer substanzhaltigen Klang.

Diese ausgesprochen homogene Geschlossenheit der Bogen-Meister kommt auch dem 1944 uraufgeführten Oboenkonzert von Ralph Vaughan Williams zugute. Das ist für den Solisten gespickt mit Schwierigkeiten und nicht zu verachtenden Virtuosenansprüchen, die Albrecht Mayer souverän pariert und mit seiner fulminanten Erfahrung austariert. Brav legen die Streicher einen Klangkokon um den Solopart.

Doch beide Werke sind erinnerungsträchtig wie ausgelöscht, wenn Mayer als Zugabe Bach spielt: „Schafe können sicher weiden“ aus der „Jagd-Kantate“. Vier Minuten stellen an emotionalem Tiefgang alle vierzigminütige Kunstanstrengung zuvor in den Schatten. . .

Nach der Pause dann eine satt konturierte Wiedergabe der „Schottischen“ Sinfonie von Mendelssohn, die viele für seine beste überhaupt halten. Mayer lenkt als Stichwortgeber in den pausenlosen vier Sätzen Flöten-Versonnenheit, Hörner-Träumereien und schäumende Streicherwellen zu einem dichten Stimmungsbild, das jedoch sehr im pauschalen Deutungsansatz steckenbleibt.

Darauf bereitwilligst das Andante aus Haydns „Paukenschlag-Sinfonie“ als Zugabe und schon entschwindet Mayer nach einer Signiersitzung zu einer neuen Passion: In der kommenden Woche tritt er sein Amt als Intendant der „Musikwoche Hitzacker“ an, das er von Ludwig Güttler übernommen hat. Dass er dabei tagtäglich spielt, versteht sich von selbst. . .

Aktuelle CD: „Albrecht Mayer – Bach: Konzerte und Transkriptionen“ (Deutsche Grammophon).

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