Freiwild: "Es geht nur um den Erhalt von Feindbildern"

11.12.2017, 05:52 Uhr
Freiwild und ihr Sänger Philipp Burger (rechts) kommen aus Südtirol.

© dpa Freiwild und ihr Sänger Philipp Burger (rechts) kommen aus Südtirol.

Als durchaus politische Band: Wie würdet Ihr Eure politische Einstellung beschreiben?

Philipp Burger: Unsere Einstellung zu jedweden Themen, ganz egal ob zu Politik oder andern gesellschaftlichen Themen ist eine für uns immer unserer Vernunft, unserem Verstand, unserer Erfahrung und vor allem unserem Herz entspringende. Ganz oft haben unsere Songs gar keine politische Motivation, sie wird uns aber irgendwie indoktriniert. Wir zählen uns zur konservativen Mitte, was unsere Einstellung betrifft, thematisieren politische Inhalte aber tatsächlich weit weniger, als uns immer vorgeworfen wird.

Was sagt Ihr zu den immer wiederkehrenden Vorwürfen, Ihr seid völkisch, nationalistisch und zumindest rechtsoffen?

Burger: Gar nichts mehr, oder zumindest nichts mehr Neues. Im Grunde interessiert es unsere Kritiker eh nicht was wir sagen, tun, singen, machen oder nicht. Für Leute, die andere Menschen für sehr tendenziöse Gründe in sehr verwerfliche Schubladen stecken und dort am besten auch nie wieder rauslassen wollen, gibt es gar kein Interesse, tiefer zu gehen und rauszufinden, was die Menschen darin wirklich bewegt.


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Hier sind wir wieder beim Thema der ersten Frage. Es ist scheinbar einfacher, löblicher und geiler, Menschen abzustempeln, zu katalogisieren, zu kategorisieren und permanent durch den Dreck zu ziehen, obwohl es offensichtlich ist, dass diese keine extreme Ansichten haben, als diesen Menschen etwas Zeit und Recherche zu schenken. Dann nämlich würde man rausfinden, dass wir sicher nicht völkisch oder nationalistisch oder rechtsoffen sind. Das mit diesem "Frei.Wild-sind-Nazis-Mimimi" geht jetzt sein knapp 15 Jahren und so wird es wahrscheinlich und leider auch weitergehen. Von dem her müssten Sie die Frage eigentlich unseren Kritikern stellen, was an unserer Band überhaupt völkisch, nationalistisch und zumindest rechtsoffen sein soll. Ich wette, sie bekommen bis auf einige "Ich habe gehört" und weitere völlig aus dem Zusammenhang gerissene Dumm-Unterstellungen keinen Zentimeter Fundament für eine dieser Behauptungen.

Kritiker werfen Euch vor, Ihr würdet Euch nicht genügend von eben jenen Rechtsextremisten distanzieren. Was sagt Ihr dazu?

Burger: Dass besagte Kritiker einfach nicht alle Latten am Zaun haben und es ihnen noch nie um Inhalte oder Aussagen gegangen ist oder geht, sondern nur um das Erhalten ihrer selbst gezüchteten Feindbilder. Diese, und dazu gehören wir für viele nun mal auch, scheinen ihrem Dasein zumindest irgendeinen Lebenssinn zu geben. Kein Wunder also, dass so ziemlich jeder einzelne Fakt, der jeden halbwegs normal denkenden Menschen vom Gegenteil überzeugen müsste, entweder totgeschwiegen, ins Lächerliche gezogen oder schlichtweg als erneuter Angriffspunkt genutzt wird.

Distanziert habt ihr Euch durchaus, etwa 2015 von jeglicher Gewalt gegen Flüchtlinge und gegen Rassismus. Warum wird das nicht wahrgenommen, was ist Eure Theorie?

Burger: Einige scheinen es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, über uns herzuziehen. Schwache Charaktere brauchen immer Feindbilder. Genau wie Nazis auch immer Leute zum Jagen, zum Verfolgen und Runtermachen brauchen, benötigen Moralapostel und Gutmenschen auch immer Schuldige, die sie selbst in ein vermeintlich besseres und noch unschuldigeres Licht stellen sollen. Ganz nach dem Motto: Je mehr ich andere mit Scheiße beschmeiße, um so strahlender wird meine Weste leuchten. Dieses Kindergarten-Gebashe und menschlich auch sehr verwerfliche Prozedere widert uns einfach nur an.

Leider ist es sowohl bei vielen deutschen Bands, Promis, aber vor allem auch bei vielen Experte, Kritikern und auch Journalisten Usus geworden, über andere herzuziehen ohne zu bemerken, wie viele eigene Fehler es zu korrigieren gäbe. Solange also diese Art Schlagzeilen, Aufmerksamkeit und noch scheinheiligeren Applaus bringt, wird es diese völlig aus der Luft gegriffenen Anti-Frei.Wild-Unterstellungen geben.

Also was bleibt uns übrig, außer unserem Herzen zu folgen, weiter hart zu arbeiten und einfach zu denken, dass dieses ganze Frei.Wild-Familie schon durchaus die mit Abstand Gegenwind-erprobteste Band Deutschlands ist. Dabei kommen wir noch nicht mal aus Deutschland. 

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