Fürth: Erinnerung an fast vergessene Künstler

12.7.2008, 00:00 Uhr
Fürth: Erinnerung an fast vergessene Künstler

© Hans-Joachim Winckler

Manche Ausstellungen kommen erst durch einen dezenten Wink zustande: Vor einiger Zeit schickte Peter Kertz, Nachfahre der Nürnberger Malerfamilie Kertz, dem Fürther Oberbürgermeister Thomas Jung ein Buch - eine Monografie über den Maler Julius Graumann. Der wurde immerhin 1878 als Sohn eines jüdischen Bankiers in Fürth geboren, lebte in jungen Jahren in Nürnberg und machte schon bald nach dem Ende seines Studiums an der Münchner Kunstakademie eine beachtliche Karriere.

Spuren verlieren sich

Bereits 1907 wurde Graumann ins Folkwang-Museum eingeladen, wo er mit 17, Henri Matisse mit elf Werken vertreten war. Es folgten regelmäßig Ausstellungen in der Landeshauptstadt und in Nürnberg, doch ab 1933, als Graumann vor den Nazis nach Frankreich emigriert war, verlieren sich seine Spuren zusehends. 1944 wurde er nach Auschwitz deportiert und in den Gaskammern ermordet.

Viele seiner Bilder und fast alle persönlichen Dokumente gingen während des Dritten Reichs verloren. Graumann war lange Zeit ein Verschollener. Wiederentdeckt wurde er erst 2004, durch eben jene Monografie, die Peter Kertz, Großneffe von Graumanns Malerfreund Adolf Kertz (1880-1918), nach jahrelangen Recherchen herausgab und die er auch OB Thomas Jung zukommen ließ.

Kurzer Amtsweg

Ab da war es nur noch ein kurzer Amtsweg bis zur Ausstellung in der städtischen Kunstgalerie. Deren Leiter Hans-Peter Miksch ließ sich schnell von der Idee begeistern, Graumann und Kertz gemeinsam auszustellen - auch wenn die Schau im Galerieprogramm ein einmalig weiter Sprung in die Vergangenheit ist.

Nun also kann man hier mit 42 Arbeiten, den «Paarlauf« zweier Maler und Zeichner aus der Aufbruchzeit der Moderne erleben. Zwei, die stark beeinflusst wurden von Adolf Hölzel und seiner Neu-Dachauer Malschule, die sich auf der Schnittstelle zwischen Realismus und Abstraktion bewegen und viele Ähnlichkeiten im Stil wie bei den Sujets erkennen lassen. Landschaften, Porträts und Genrebilder sind Hauptmotive, ausgeführt oft mit kurzen, kräftigen Pinselstrichen.

Ausdrucksstarke Porträts

Die Auswahl der Arbeiten von Adolf Kertz konzentriert sich vor allem auf seine ausdrucksstarken Porträts. Ganz modern mutet das Selbstbildnis als Zigarrenraucher an, in dem sich der Maler ironisch als mondäner Lebemann inszeniert.

Der Schwerpunkt liegt jedoch auf Julius Graumann, von dem fast das gesamte (!) erhaltene Werk zu sehen ist, darunter die Gemälde «Heimgang« (1911) und «Dachauer Bauernfamilie« (1928), die 2001 von der Kunst- und Kulturstiftung Joseph E. Drexel erworben und den Nürnberger Museen geschenkt wurden.

Bäuerliches Dasein

Beide Bilder zeigen eindrucksvoll die Mühsal und Ärmlichkeit des bäuerlichen Daseins, wollen aber nicht Sozialkritik üben, sondern sind Bestandsaufnahmen von großer atmosphärischer Intensität. So wie auch die Großstadtszenen und Arbeiterbilder oder die an August Macke erinnernden Aquarelle. Graumann fand seine Motive in allem, was er sah - «Vollblutmaler« nennt Miksch die beiden Künstler, deren Wiederentdeckung sich lohnt.

Kunstgalerie Fürth, Königsplatz 1; bis 10. August, Di.-Sa. 13-18, So. 11-17 Uhr.