Gaudi im Opernhaus mit den Geschwistern Pfister
14.1.2019, 13:00 UhrMit "Victor und ihr Husar" (1931) und "Die Blume von Hawaii" (1932) schafften es immerhin noch zwei Abraham-Operetten vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten nach Nürnberg. Für den „Ball im Savoy“, der am 23. Dezember 1932 in Berlin uraufgeführt wurde, reichte die Zeit nicht mehr. Denn unmittelbar nach dem 30. Januar 1933 wurden die Stücke des jüdischen Komponisten von den Bühnen verbannt. Immerhin entging Abraham, der nach Budapest und später nach New York flüchtete, dem Schicksal einer seiner beiden Texter: Fritz Löhner-Beda, der auch für Franz Lehár dichtete, wurde 1942 in Auschwitz ermordet.
Und dennoch endete auch Abraham tragisch: Er wurde in den 40er Jahren durch eine Syphilis begünstigt geisteskrank und starb 1960 in Hamburg an einer Krebserkrankung — ohne je wieder an seine Erfolge in der Weimarer Republik anknüpfen zu können.
Gerade angesichts einer Serie wie „Babylon Berlin“ könnte man schnell auf den Gedanken kommen, mit dem Hauptschauplatz, dem Hotel Savoy, sei die 1929 im schönsten Bauhaus-Stil errichtete Nobel-Herberge in der Fasanenstraße unweit des Berliner Kurfürstendamm gemeint. Aber weit gefehlt: Die Operette ist in Nürnbergs Partnerstadt Nizza angesiedelt.
Dort ziehen Madelaine (Frederike Haas) und Aristide nach den Flitterwochen gerade in ihre Villa ein, als der mit dem Paar befreundete türkische Botschaftsattaché Mustapha Bey mit einem brisanten Telegramm eintrudelt. Es stammt von Tangolita, einer Verflossenen von Aristide, die dessen Versprechen, mit ihr zu einem von ihr bestimmten Zeitpunkt, zu einem Galadinner zu gehen, umgehend in die Tat umsetzen will.
Eine ganz ähnliche Aktion von Madelaines Freundin Daisy, einer ziemlich mondänen Jazz-Komponistin aus den USA, führt zu pikanten Verwechslungsszenen und Eifersuchtsdramen. Die allerdings gewürzt sind mit bekannten Nummern wie „Es ist so schön, am Abend bummeln zu gehen“ oder „Toujours l‘amour“.
Parallel: „Frau Luna“ in Berlin
In Nürnberg werden Aristide und Daisy von Toni und Ursli Pfister alias Christoph Marti und Tobias Bonn verkörpert. Die Geschwister Pfister sind ja eigentlich Musik-Kabarettisten und kommen vom Schlager her, aber seit vielen Jahren gehören sie zu den Top-Adressen in Sachen Operette auf deutschen Bühnen. Seit dem legendären „Weißen Rössl“ mit Otto Sander, Meret Becker und Max Raabe (1994 in Berlin) haben sie sich x-fach durch „Csàrdàsfürstinnen“, „Gräfin Marizas“, „Clivias“ oder „Fledermäuse“ getanzt und gesungen. Und parallel zu ihren Nürnberger „Savoy“-Verpflichtungen, sind sie ab 1. Februar für zwei Monate in Berlin in Paul Linckes „Frau Luna“ im Einsatz.
Die Nürnberger Verpflichtung freut das Künstler-Duo aber doch sehr: „Endlich lernen wie neben der Tafelhalle und der Katharinenruine die Stadt mal etwas länger kennen“, schmunzeln beide. Vom Theater zeigen sie sich begeistert: „Es macht Riesenspaß zu sehen, wie viele Menschen bei so einer Produktion zusammenwirken“, unterstreicht Tobias Bonn.
Und Christoph Marti, der natürlich wieder in Damenkleider schlüpfen darf, hat seit frühen Theatererlebnissen in seiner Heimat Bern ohnehin viel für Revuetheater übrig: „Na klar ist das pure Unterhaltung, aber die darf auch sein.“ Zumal Regisseur Stefan Huber augenzwinkernd mit einer doppelten Travestie arbeitet: Macho Mustafa Bey wird hosenrollenmäßig von Andreja Schneider verkörpert...
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