Geburtstag im Lummerland: Die Augsburger Puppenkiste wird 70

Happy Birthday, Augsburger Puppenkiste! Vor 70 Jahren begann die Erfolgsgeschichte von Deutschlands bekanntester Marionettenbühne. Heute leitet Klaus Marschall, der Enkel des Gründers Walter Oehmichen, die Puppenkiste zusammen mit seinem Bruder Jürgen. Klaus Marschall leiht auch dem Kasperle, einem der ältesten Mitarbeiter im Haus, Stimme und Bewegung. © Arno Stoffels

Im hauseigenen Museum der Augsburger Puppenkiste ist auch die alte Schnitzwerkstatt. Hier entstanden im Laufe der Zeit Tausende Figuren. Nach dem Tod von Hannelore Marschall-Oehmichen, einer Tochter des Gründers Walter Oehmichen, übernahm ihr Sohn Jürgen das Schnitzerhandwerk. Die heutige Werkstatt liegt ein paar Schritte vom Puppenkisten-Standort im alten Heilig-Geist-Kloster in der Augsburger Altstadt entfernt. © Arno Stoffels

Ins kollektive Gedächtnis vieler Nachkriegsgenerationen schaffte es die Augsburger Puppenkiste vor allem mit der Inszenierung von Kinderbüchern für das Fernsehen. Doch von Anfang an wurde auch Programm für Erwachsene gemacht und auch heute noch ist jedes Jahr ein Kabarett-Programm im Angebot. Mit dabei: Kanzlerin Angela Merkel und der designierte bayerische Ministerpräsident Markus Söder im Holzkopf-Format. © Arno Stoffels

Holz, Leim, Stoff und Fäden. Angesichts der bildgewaltigen und mit viel Computertechnik produzierten Unterhaltung des heutigen Kinderfernsehens wirken die Marionetten überholt. Trotzdem bringen sie nach wie vor die Augen von Kindern und Erwachsenen zum leuchten. © Arno Stoffels

Eine Pracht aus Pappmaschee und Plastikfolie: Im Museum der Augsburger Puppenkiste warten Kindheitsträume wie die Insel mit zwei Bergen, Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer und die "Wilde 13". © Arno Stoffels

Von Wünschen und Verwünschungen: Die aktuelle Sonderausstellung im Museum der Augsburger Puppenkiste widmet sich Feen, Hexen und Zauberern. Da darf auch Harry Potter als Holzfigur nicht fehlen. © Arno Stoffels

Irgendwo in Lummerland: Aus der Geschichte von Jim Knopf und Lukas dem Lokomotivführer von Michael Ende machte die Puppenkiste einen unvergesslichen Klassiker. Die Serie wurde erstmals 1961 in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Rundfunk in Schwarz-Weiß gedreht und 1976 in Farbe noch einmal komplett neuverfilmt. © Arno Stoffels

Das Figurentheater ist Jahrtausende alt. Schon im alten Ägypten und im Griechenland der Antike wurde es gepflegt und ist heute noch in praktisch allen Kulturen der Welt vertreten. "Es schafft einen direkten Weg in die Seele", erklärt Puppenkisten-Leiter Jürgen Marschall die Faszination der Marionetten. © Arno Stoffels

Ein Blick hinter die Kulissen: An langen Fäden hängen die Marionetten für die abendliche Kabarettvorstellung bereit. 16 Puppenspieler sind bei der Augsburger Puppenkiste beschäftigt und teilen sich den Platz auf den hohen Brücken hinter der Bühne. © Arno Stoffels

Mehrere Tausend Marionetten entstanden in den letzten 70 Jahren bei der Augsburger Puppenkiste, laufend kommen neue hinzu. Ob es in Zukunft noch eine Verwendung für Martin Schulz geben wird, der gerade als "Rotkäppchen" für das Kabarett-Programm im Einsatz ist? © Arno Stoffels

400 Auftritte pro Jahr gibt es bei der Augsburger Puppenkiste, in der Regel sind die Aufführungen sehr gut besucht. Insgesamt kommen jährlich bis zu 200000 Besucher ins Haus, 70000 von ihnen gehen hinauf in das Museum "Die Kiste", das 2001 eröffnet wurde. © Arno Stoffels

Eine Welt, in der alles möglich ist: Kleine Kinder werden mit der Post geliefert, Könige tragen seltsame Namen wie "Alfons der Viertel-vor-Zwölfte". Es gibt Scheinriesen, Meerjungfrauen und den kleinen Dinosaurier Urmel, der auf einer Insel mit lauter Tieren zusammenwohnt, die einen Sprachfehler haben. Fans jeden Alters kommen in das Museum der Puppenkiste, sagt der Leiter Jürgen Marschall. Nur Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren sind eher selten. © Arno Stoffels

Grimmige Gestalten: Immer wieder gab es in den letzten Jahren Diskussionen darüber, ob das Marionetten-Spiel der Puppenkiste noch kindgerecht ist. Als die öffentlich-rechtlichen Sender die einstmals so beliebten Figuren komplett aus dem Programm verbannen wollten, kritisierte dies 2012 sogar der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) scharf. © Arno Stoffels

Manchmal muss es schnell gehen: Hinter der Bühne hat auch eine kleine Werkstatt Platz, damit kaputte Marionetten repariert werden können. Die Augsburger Puppenkiste ist in ihrer Größe einzigartig in Deutschland und ein Aushängeschild nicht nur für die Stadt, sondern auch für den gesamten Freistaat. Jährlich stecken Land und Kommune gemeinsam rund eine halbe Million Euro in den Betrieb, womit jede Zuschauerkarte mit rund fünf Euro subventioniert wird - was lächerlich wenig ist. © Arno Stoffels

Ob dem Grünen-Politiker Cem Özdemir diese Rolle gefällt? Gesteuert von Fäden darf er bei dem an das Märchen vom Rotkäppchen angelehnte Kabarett-Stück der Augsburger Puppenkiste den Jäger geben, der dem Wolf am Ende den Bauch aufschneidet. Wer da zum Vorschein kommt, wird aber nicht verraten. © Arno Stoffels