Gefangen in der Zeitschleife: Siebter Tukur-"Tatort" im Check

17.2.2019, 21:45 Uhr
Gefangen in der Zeitschleife: Siebter Tukur-

© HR/Bettina Müller

Um was geht’s? Murot wird zu einer Geiselnahme in einer Bank gerufen. Per Telefon bittet er die Kollegin vor Ort, schon mal die üblichen Maßnahmen einzuleiten. Fluchtauto organisieren, viel Geld in kleinen Scheinen herbeischaffen. Ist ja schließlich alles Routine und immer dasselbe. Zumindest hat es den Anschein.

 

 

Murot ist tot – Es lebe Murot: Beim Zugriff wird Murot erschossen und wacht anschließend schweißgebadet in seinem Bett auf. Nachdem der Kommissar kurz um seinen Verstand fürchtet, stellt er erstaunt fest, dass er in einer Zeitschleife feststeckt. Ganze zwölf Mal lässt Regisseur Brüggemann den Fahnder den ein und denselben Tag immer wieder neu durchleben.

Ja und nun? Während Tukurs berühmter Filmkollege Bill Murray in "Und täglich grüßt das Murmeltier" der Zeitschleife erst entkommt, indem er sich zu einem besseren Menschen wandelt, findet Murot nach einer Weile heraus, dass er seinem Zeitgefängnis nur dann entfliehen kann, wenn es ihm gelingt, den Banküberfall unblutig zu Ende zu bringen.

Nur große Gaudi oder mehr? In erster Linie ist "Murot und das Murmeltier" ein herrlicher Klamauk mit viel Skurrilität und Situationskomik. Wer aber noch ein klein wenig genauer hinsieht, erkennt in Murots Zeitschleifen-Dilemma eine lieb gemeinte, süße Persiflage auf die immer gleich ablaufenden Fernseh-Krimis und den Verdruss der Menschen darüber, dass jeder Tag ihres eigenen Lebens dem anderen zu gleichen scheint.

Das Zitat und zugleich die Botschaft des Films: "Jeder Tag ist ein Geschenk. Es ist zwar scheiße verpackt. Doch packen Sie's aus und staunen Sie."

Ein kleines Aha-Erlebnis: Die klischeehafte Weisheit "Kennste einen, kennste alle" ist tatsächlich nichts weiter als eine klischeehafte Weisheit. Zumindest in einem Murot-"Tatort".

Ein zweites kleines Aha-Erlebnis: Wo man reinkommt, da kommt man auch wieder raus.

Was nimmt man sonst so mit? Vor dem Joggen immer die Schuhe binden.

Bilder, die sich fest ins Gedächtnis einbrennen: Murot in Pyjama und ungebundenem Bademantel.

Unser Fazit: Mit Ulrich Tukur vor und Dietrich Brüggemann hinter der Kamera stoßen zwei Meister ihres Fachs aufeinander. Der hintergründige Zeitschleifen-Krimi mit glücklichem Finale verschafft dem Akteur die ideale Gelegenheit, all seine unterschiedlichen schauspielerischen Facetten aus sich herauszukitzeln. Tukur darf toben, tanzen, verzweifeln, zwischendurch resignieren und am Ende doch vollkommen aufgeräumt wieder nach Hause gehen. Für diese Performance setzt es eine mehr als verdiente Zwei.

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