Gelungener Neustart zu viert

15.1.2019, 18:45 Uhr
Gelungener Neustart zu viert

© Foto: P. Falkenberg

Neulich Nacht: Nach vollbrachtem Tagwerk steigt der Schreiberling in sein Batmobil und lenkt das Fahrzeug aus der Stadt hinaus. Im Autoradio läuft ein tiefenentspannter Rocksong mit folkiger Grundierung, der auf Anhieb gut ins Ohr geht. "Coole Nummer", denkt sich der Kraftfahrer, "der Sänger klingt ein wenig wie eine erwachsene Version von Brickwater . . .". Treffer! Die Abmoderation bestätigt: Es war ein Stück vom neuen Brickwater-Album.

Brickwater, muss man dazu sagen, ist eigentlich Bricky Waters. Der eine oder die andere kennt ihn vielleicht noch als Sänger und Frontmann der sympathischen Lümmel-Punkrock-Kapelle King Lui Van Beethoven, die vor Jahren mächtig Alarm in der Stadt gemacht hat. Nach dem abrupten Ende der Band verstreuten sich die Musiker in alle Richtungen und starteten neue Projekte. Waters (der im wirklichen Leben – jetzt reicht’s dann aber auch mal mit dem Namedropping — Roman Deska heißt) legte die Stromgitarre beiseite und startete eine Umschulung zum Singer-Songwriter, was bestens ins Bild passte: Melancholisches, US-amerikanisch geprägtes Bardentum mit Punkrock-Vergangenheit liegt seit Jahren schwer im Trend.

Auftritt Jens Hold

Aus dem Soloprojekt Brickwater wurde recht schnell ein Duo, als der ebenfalls vom Punkrock kommende Jens Hold erst als Tontechniker und dann als ständiger Sidekick bei Konzerten dazustieß. Unter dem Namen Brickwater & his Jens Hold Band nahm eine der schönsten Bromances der lokalen Musikszene ihren Lauf, die später auch Teil des umtriebigen Musikerkollektivs Folk’s Worst Nightmare wurde (andere Geschichte).

So hätte es märchenmäßig weitergehen können, von wegen "und wenn sie nicht gestorben sind . . .". Doch zwischenzeitlich spielten King Lui Van Beethoven ein paar unverbindliche Reunion-Shows, und die Sehnsucht nach verzerrten Gitarren, bebenden Bässen und einem Schlagwerk mit ordentlich Wumps machte auch vor Brickwater & his Jens Hold Band nicht Halt. So liegt nun knapp zwei Jahre nach dem Akustik-Album "Brickwater Against Couragefalls" die neue Scheibe "Season One" vor – und markiert den offiziellen Start der Brickwater Band, in der neben Bricky (Gesang, Gitarre) und Jens Hold alias John Steam Jr. (Gesang, E-Gitarre, Mandoline) Fabi Formaggi am Bass und Daniel de Drum hinterm Schlagzeug wirken. Wie kam es zu dieser personellen Aufstockung? "Wir haben die besten Leute gefragt, aber die konnten alle nicht. Also haben wir die genommen, die noch übrig waren", antwortet Jens Hold ohne die Miene zu verziehen, und der Bandchef nickt. "Ich war vollkommen überrascht, dass ich gefragt wurde . . ."

Im Ernst: "Season One" ist eine feine Platte geworden, die das Beste aus beiden Welten verbindet – den nachdenklichen, geerdeten Liedermacher mit dem wütenden jungen Punkrock-Poser. Neun Songs lang tut die Band alles, um den Chef prima aussehen zu lassen, und der bedankt sich, indem er so gut und vor allem so vielseitig singt wie noch nie zuvor. Anspieltipp: "Jumping Just to Fall", zu dem es auch einen herzhaft lustigen Videoclip im Netz gibt.

Aktuelle LP/CD: Brickwater, "Season One" (Raptor Records).

Brickwater live am Freitag, 29. März 2019, im Kopf und Kragen in Fürth, Ottostraße 27, sowie am Mittwoch, 3. April 2019, in der Kantine in Nürnberg, Königstraße 93 (Vorprogramm von Matthew Logan Vasquez).

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