Germanisches Museum erhält Werke von Beckmann und Dix

17.4.2018, 16:37 Uhr
Interessierte werden noch bis 2020 warten müssen, bis sie die Werke betrachten können.

© Daniel Karmann/dpa Interessierte werden noch bis 2020 warten müssen, bis sie die Werke betrachten können.

Der Kunstkritiker Hans Kinkel starb 2015 und vermachte dem GNM seine wertvolle Kollektion von rund 400 Handzeichnungen der klassischen Moderne. Ein Rechtsstreit, den das Museum gewann, hatte die Sendung jedoch nicht nur ausgebremst. Er hatte auch verhindert, dass Kinkels "Kronjuwelen" 2017 die Ausstellung "Von Kirchner bis Baselitz" noch erreichten. 

Nun sind die 33 Grafiken Max Beckmanns (1884 –1950) endlich in Franken. 15 maßgebliche Blätter von Otto Dix (1891 - 1969) zählen ebenfalls dazu. Von einem "Konvolut, das man heute nicht mehr auf dem Kunstmarkt zusammenstellen könnte", sprach Sammlungs-Leiterin Yasmin Doosry gestern über den geschenkten Schatz. Für GNM-Direktor Ulrich Großmann ist klar, dass dieses Erbe bei künftigen Ausstellungen "eine wichtige Rolle spielen wird".

Kalender gut gefüllt

Weil der Ausstellungskalender für nächstes Jahr schon gefüllt ist – etwa mit einer Franz-Marc-Schau –, werden sich Interessierte bis 2020 gedulden müssen, bis sie die zarten Blätter der Meisterzeichner sehen können. Gut, wer nicht so lange warten will, kann grundsätzlich schon vorher die Graphische Sammlung besuchen und sich die lichtempfindlichen Sensibelchen während der Öffnungszeiten vorlegen lassen.

Beckmann wie Dix hatten ein Gespür für Großstadtszenen und Porträts. Ein jeder für sich. Dix zum Beispiel versuchte mit schwarzer Kreide in seinem "Selbstbildnis" (1915) alle Individualität auszumergeln. Demgegenüber zeichnete sich bei Beckmann im unvollendeten "Selbstporträt" von 1912 noch deutlich die feine Patina der Impressionisten ab.

Traumatisiert vom Krieg

In den Strichen beider steckt Kunst-, steckt Zeit-, steckt Liebes- und Kriegsgeschichte. Es waren ja auch turbulente Jahre – gelinde gesagt. Beckmanns Zeichnung "Toter im Sarg" entstand 1917. Wie so viele hatte er sich freiwillig für den Dienst im Ersten Weltkrieg gemeldet. Und wie so viele ging er traumatisiert daraus hervor. Auf einem markanten Blatt porträtierte Beckmann (wahrscheinlich 1923) "Frau Battenberg mit Katze". Fragt sich heute noch, wer von beiden die tierischeren Augen hat, sie oder das Vieh.

Und auf dem "Akt mit Zigarette" (1922) ist eine Widmung für "Mutter Ey vom Dix" zu erkennen. Hatte die Düsseldorfer Kaffeehaus-Wirtin und Galeristin Johanna Ey (1864-1947) doch neben ihrem Händchen für Süßes auch für die Künstler ein Herz: Kuchen bekamen sie umsonst. 
Ob sie deshalb zur meist gemalten Frau jener Jahre wurde? Kunst muss keine Schonkost sein. Das GNM hat mit dieser Sammlung offensichtlich nicht nur ein gutes Stück Kunstgeschichte geerbt, sondern auch Kunstgeschichten. 

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