Geschichten und Mythen live erzählt

29.11.2016, 15:33 Uhr
Geschichten und Mythen live erzählt

© Foto: Cardenas

Für Spannung ist auch bei der Organisation des Festivals gesorgt, die bei der aktuellen Auflage vom 5. bis 8. Januar 2017 Prfi-Erzähler Michl Zirk übernommen hat. Der Grund liegt in den im Vergleich zu den Anfangsjahren lange nicht mehr so üppig sprudelnden Förder- und Sponsorenquellen. Es ist aber dennoch gelungen, insgesamt zwölf Veranstaltungen an unterschiedlichen Orten in der Stadt auf die Beine zu stellen.

Für Tafelhallen- und Künstlerhaus-Leiter Michael Bader ist dieses „einzigartige und poetische Festival“ alle Anstrengungen wert. Dafür spreche nicht nur die dargebotene Erzählkunst aus vielen Ländern der Welt, sondern auch der große Zuspruch bei Familien während der — an solchen Terminen eher armen — zweiten Woche der Weihnachtsferien. „Ohne die Tafelhalle gäbe es uns schon lange nicht mehr“, gibt Michl Zirk das Kompliment gerne zurück.

Aus dem gesamten deutschsprachigen Raum und darüber hinaus kommen Erzählkünstler nach Nürnberg, die eine große Bandbreite abdecken: „Das reicht von den ganz klassischen Geschichtenerzählern mit Sagen aus Afrika und dem Orient bis hin zu Formen des modernen Erzähltheaters“.

Überlieferung der Nomaden

Da ist etwa Charles Aceval, der ursprünglich aus Algerien stammt. Seine frühe Kindheit verbrachte er bei einem Nomadenstamm, wo er zahlreiche Überlieferungen und Legenden aus dieser Kultur in sich aufsog. Oder etwa Tormenta Jobarteh, der die Bühne mit seiner Stimme und seiner 21-saitigen Kora-Harfenlaute in einen pulsierenden afrikanischen Marktplatz verwandelt.

Völlig andere Wege beschreiten Hertha Glück und Arno Oehri mit ihrer „Wolfsspur“: Die „Geschichte einer wundersamen Verwandlung“ arbeitet mit Worten, Klängen und Videobildern, berichtet von einer großen Liebe und von einer Gesellschaft, die sich mit Fremden schwertut. Ebenso vielschichtig wie ihr Programm sind die Künstler selber: Hertha Glück ist Geschichtenerzählerin und Wanderführerin, Arno Oehri freischaffender Multimedia-Künstler.

Bedrohte Tradition

In allen Formen der Erzählkunst ist Ragnhild Mörch zuhause, sie verwebt Sagen, Märchen und Mythen in ihrem Programm „Meer ist mehr“. Die künstlerische Leiterin der Erzählausbildung an der Berliner Universität der Künste ist auch ein Beleg dafür, dass diese uralte Kunst bis in die Zukunft weiterlebt. Für Michl Zirk ist das auch bitter notwendig, denn er sieht diese Tradition stark bedroht: „Wo sitzen denn heute noch alle Generationen zusammen und lauschen den Geschichten der Älteren?“

Wie schon in den vergangenen Jahren bietet „Zauberwort“ ein dezentrales Programm in der Tafelhalle, im Krakauer Haus, im Künstlerhaus und in der Kulturwerkstatt Auf AEG. Die „langen Erzählabende“ mit mehreren Künstlern finden in der Tafelhalle statt, das Künstlerhaus beherbergt mehrere Einzelveranstaltungen und die zum dritten Mal ins Programm integrierte Poetry-Slam-Gala.

Der Vorverkauf startet am 1. Dezember (ZAC-Rabatt für Zeitungsabonnenten von 20 Prozent bei den Zeitungs-Geschäftsstellen). Programmdetails unter www.zauberwort.info

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