Gluck-Festspiele im Umbruch

8.3.2018, 14:30 Uhr
Gluck-Festspiele im Umbruch

© Foto: Jutta Missbach

Wer sich auf die Homepage der Festspiele verirrt, dürfte seinen Augen nicht trauen. Da wird munter für den Festival-Jahrgang 2016 geworben und zum Ticket-Kauf animiert. Doch der Auftritt von Mezzosopranistin Elina Garanca in der Nürnberger Meistersingerhalle oder von Countertenor Valer Sabadus in der Ansbacher Orangerie sind längst absolviert. Letzterer fand unter dramatischen Umständen statt, denn am selben Abend verübte Mohammed Daleel seinen Selbstmordanschlag auf das Festival "Ansbach Open" auf der Reitbahn, bei dem fünfzehn Musikfans verletzt wurden.

Verletzt wurde bei den Gluck-Festspielen zum Glück niemand, aber Köpfe rollten aus anderen Gründen dennoch: Sowohl Intendant Axel Baisch als auch der künstlerische Leiter, der Wiener Musikwissenschaftler Christian Baier, mussten ihren Hut nehmen. Das Gleiche gilt für die Geschäftsführerin, die Pianistin Olga Gollej, oder Pressesprecher Felix Schnieder-Henninger. Dieses Team hatte das Festival in ruhigeres Fahrwasser gesteuert, nachdem das Staatstheater Nürnberg 2011 als Kooperationspartner ausgestiegen und damit die institutionelle Absicherung gekippt war.

Auslastung nur bei 65 Prozent

Der "Nürnberger Versicherung" als Hauptsponsor der Gluck-Festspiele war die Auslastung von 65 Prozent beim letzten Festival jedoch zu gering. Auch Christian Baiers Konzept für diesjährige Ausgabe fiel den Geldgebern zu elitär aus. Also trennte man sich. Hans-Peter Schmidt, Ehrenpräsident des Fördervereins der Nürnberger Oper und zusammen mit dem ehemaligen Generalintendanten Wulf Konold einer der Initiatoren des Festivals, setzt seine Hoffnung jetzt auf Rainer Mennicken.

Der 67-jährige Dramaturg, Autor, Regisseur und Theaterleiter bringt zumindest eine Menge Erfahrung mit: Der gebürtige Bielefelder leitete von 1993 bis 2001 das Stadttheater in der Bodensee-Stadt Konstanz, anschließend das Oldenburgische Staatstheater und war von 2006 bis 2016 Chef des Landestheaters in der oberösterreichischen Metropole Linz.

"Hier hat er sich wesentlich bei den Aktivitäten rund um die Kulturhauptstadt-Austragung 2010 engagiert", unterstreicht Hans–Peter Schmidt. Und hofft, dass die Gluck-Festspiele auch ihrerseits einen wichtigen Beitrag für Nürnbergs Bewerbung im Jahr 2025 leisten können. "Gluck war einer der größten Europäer. Das haben wir in unseren Produktionen bislang immer wieder belegt", betont Schmidt.

Noch wird diskutiert, ob die bislang als Biennale veranstalteten Festspiele künftig im Drei-Jahres-Turnus laufen sollen. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir 2019 wieder an den Start gehen", gibt sich Schmidt optimistisch. Große Hoffnungen setzt er auf den künftigen Nürnberger Staatsintendanten Jens-Daniel Herzog. "Ich glaube, Herr Herzog ist für das Gluck-Thema sehr aufgeschlossen." Hier soll es auf jeden Fall Gespräche geben. Ohne Zweifel würde eine erneute Zusammenarbeit der Festspiele mit dem Nürnberger Musiktheater das Festival stabilisieren. Das hatte sich zuletzt zentrumslos sehr über die Fläche verteilt und damit eigentlich seinen Festivalcharakter verloren.

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