Hazmat Modine: Aus dem Schmelztiegel des Lebens

18.6.2018, 19:29 Uhr
Hazmat Modine: Aus dem Schmelztiegel des Lebens

© Foto: Günter Distler

Seit Hazmat Modine 2007 mit dem Debütalbum "Bahamut", das Wim Wenders für seinen Tanzfilm "Pina" einsetzte, für frischen Wind in der Musikszene sorgte, eilt der achtköpfigen Truppe ein sagenhafter Ruf voraus. Völlig zu recht, wie ihre regelmäßigen Nürnberger Live-Auftritte beweisen. Man hat die unkonventionelle Blaskapelle in bester Erinnerung – und genau das ist das Problem: Die Erwartungen sind entsprechend groß.

Frontmann Wade Schuman ist nicht nur ein virtuoser Mundharmonika-Spieler und expressiver Sänger, sondern vor allem auch ein Bühnentier, das diesmal allerdings etwas müde wirkte. Wirklich wichtig ist ihm nicht der Solotrip, sondern die Kollektivleistung. Für den permanent blubbernden Groove sorgt Joe Daley mit seinem Sousaphon, mit Solo-Einsätzen glänzen vor allem Trompeter, Saxophon und Posaune. Dazu kommen Schlagzeug, Gitarre, Banjo und Geige.

Scharf gewürzt

Die Musik wurzelt im Blues der 20er und 30er Jahre und ist scharf gewürzt mit Jazz, Reggae, Polka, Klezmer, Western Swing, Mariachi-Musik und anderen exotischen Zutaten. Musik aus dem Schmelztiegel, die fröhlich und melancholisch zugleich klingt. Die Songs torkeln, stampfen und tänzeln abwechselnd vor sich hin, dass es eine Freude ist. Sie erzählen auf originelle Art von der Banalität des Alltags, der dennoch immer wieder Überraschungen parat hält.

Im September erscheint das vierte Album von Hazmat Modine, der Titel liefert auch das Motto für die aktuelle Tournee, die um die halbe Welt führt: "Box of Breath". Es geht in den neuen Songs buchstäblich um Leben und Tod. Die Vergänglichkeit bedeutet nur eine Atempause. Und vielleicht hätte auch Hazmat Modine eine kleine Verschnaufpause nötig, denn im Vergleich zu früheren Auftritten spielte die Band weniger wild und leidenschaftlich.

Dennoch bleibt Hazmat Modine eine faszinierende Ausnahmeerscheinung im Musikgeschäft. Der Sound der Band ist unverwechselbar und klingt immer noch so, als hätten sich Tom Waits und Kurt Weill mit einer Marching Band aus New Orleans zusammengetan. Wade Schuman & Co zeigen ein sympathisches Bild von Amerika, das von Trump und der Tagespolitik in den Hintergrund gedrängt wird.

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