Heimspiel der Barden: Die Japanische Clubjacke

11.7.2018, 17:01 Uhr
Heimspiel der Barden:  Die Japanische Clubjacke

© Foto: Christian Horn/PR

Früher war alles besser, vor allem die Zukunft. Es gibt wenig, auf was dieser zugegebenermaßen etwas abgegriffene Postkartenspruch besser passt, als auf die Japanische Clubjacke. Schließlich sehen die drei Nürnberger nicht nur so aus, sondern klingen auch so, wie wir uns als Kinder Anfang der 80er Jahre das 21. Jahrhundert vorgestellt haben: Wabernde Synthesizer, pochende Maschinenbeats, schmatzende Bässe und die aufregende Vision von furchtlosen Sternen-Rittern, die die Weiten des Alls erforschen und zwischendurch in der Disco am Ende des Universums in silbernen Overalls und engen Frottee-Schlafanzügen mit dreibeinigen Weltraumnymphen tanzen.

Mit ihrem charmanten, enorm tanzbaren Retrofuturismus mauserte sich die Clubjacke in den letzten Jahren schnell zum beliebten Underground-Geheimtipp, doch inzwischen ist man kräftig dabei, die Grenzen der Clubszene hinter sich zu lassen. So wird das Trio dieses Jahr nicht nur beim Bardentreffen, sondern auch bei Nürnberg.Pop und beim NuJazzFestival auf AEG dabei sein. "Wir empfinden uns nicht mehr so als Nischenband", sagt KJ Ross, der im Alltag das unauffällige Pseudonym "Klaus Jürgen" verwendet, Gitarre bei der Nürnberger FunkJazz-Institution Fazzoletti spielt und bei der Japanischen Clubjacke die Knöpfe an alten, analogen Synthesizern dreht. "Viele finden gut, was wir machen, weil sie sehen, dass wir tatsächlich an unseren Geräten herumschrauben und unsere Musik live entsteht. Unsere Sessions und Konzerte besitzen keine kalte technoide Perfektion. Im Gegenteil, sie leben von Offenheit und Improvisation. Wir jammen, erfinden neue Teile, machen ausgedehnte Ausflüge und werfen Konzepte schon mal zu Gunsten von neuen Wegen, die wir gehen wollen, über den Haufen."

Neben KJ besteht das kosmische Line-Up aus dem Keyboarder Fips Buschke (den man ebenfalls von Fazzoletti kennt) und Markus Mai, der für die treibenden, housigen Beats zuständig ist. Hin und wieder kommt noch der Trompeter Tobias Weidinger dazu, ebenfalls gebürtiger Nürnberger, der nicht nur mit zahlreichen Jazzgrößen, sondern auch mit den Fantastischen Vier oder Seeed auf Tour war.

Mit ihrem Live-Ansatz passt Die Japanische Clubjacke bestens in einen Trend, den auch junge Jazzbands wie beispielsweise die Briten GoGo Penguin vorantreiben: Elektronische, minimalistische Musik, aber bitte mit humanoider Wärme und Persönlichkeit. Auch letzteres macht den Reiz der Clubjacken-Konzerte aus: Hier steht kein gesichtsloser DJ hinter seinem Rechner, sondern drei Jungs in lustigen Pseudo-Weltraumanzügen und komischen Helmen produzieren vor unseren Augen und Ohren feinsten "Weltraumschaum", wie sie ihr galaktisches Sound-Gebräu treffend nennen.

Nun wollen wir die Astronauten-Gang nicht über Gebühr unter Druck setzen, aber irgendwie wäre es schon enttäuschend, wenn sie beim Bardentreffen nicht mit fliegenden Autos auf der Bühne landen.

www.bardentreffen.de

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