Heimspiel der Barden: Großstadt-Troubadour Uli Tsitsos

12.7.2018, 17:48 Uhr
Heimspiel der Barden: Großstadt-Troubadour Uli Tsitsos

© F.: Edgar Pfrogner

Wenn man über einen Künstler schreibt, sollte man sich immer bewusst sein, dass man ihn stets durch den Zerrspiegel der eigenen Vorlieben betrachtet. Als Uli Tsitsos vor zehn Jahren das erste Album seiner Band The Elephant Circus herausbrachte, war ich hellauf begeistert, meinte ich doch im drängenden, souligen Americana-Sound der Band und in Tsitsos leidenschaftlich flehendem Gesang das Echo meiner eigenen Helden Bruce Springsteen und Van Morrison zu hören.

Wie sich dann beim Interview herausstellte, teilten wir zwar die Begeisterung für den Boss, der Belfast-Cowboy Van Morrison war hingegen komplett an ihm vorbeigegangen. Im Laufe der Zeit wurde dann bald klar, dass sich der griechich-stämmige Nürnberger kaum auf irgendein Singer-Songwriter-Klischee reduzieren lässt: Tsitsos überraschte mit einer Orchester-Platte und verstörend düsterem Electro-Folk unter dem Pseudonym "The Apocalpytic Troubadour", brachte dann wieder ein radiotaugliches Elephant-Circus-Album heraus, um wenig später mit einem frickeligen One-Man-Band-Solowerk und einer technoiden Dance-Platte zu kontern.

Nein, der Mann macht es einem nicht einfach, und das Letzte, was man ihm vorwerfen kann, ist Bequemlichkeit. Somit erfüllt der Mittvierziger vielleicht ein anderes Klischee, nämlich das des rastlosen, ewig suchenden, von den eigenen Dämonen getriebenen Großstadt-Troubadours.

"Sloppy hymns of slow self disolution" ("Schlampige Hymnen langsamer Selbstauflösung") nennt er seinen jüngsten, nur digital veröffentlichten Streich, ein im Alleingang eingespieltes Album, auf dem flirrende Streichersounds, filigrane akustische Gitarren oder eine bluesige Harmonika auf breitwandige Chöre und pochende Drum-Computer treffen, während die Songs bewusst skizzenhaft gehalten sind: Die Texte bestehen oft aus nicht mehr als einer einzigen Zeile.

"Ich hatte Lust auf dieses repetitive Element und wenig Geduld, die Songs auszuarbeiten", sagt er. "Ich habe das bewusst allein gemacht, weil ich so eine starke Tagebuch-Intimität wollte. Hätte ich Musiker mit reingeholt, wär’s mir fast zu musikalisch geworden."

Ausdruck schlägt Handwerk: Man findet dieses Prinzip auch in den knalligen, wüst-vitalen Bildern, die Tsitsos in seiner zweiten künstlerischen Identität produziert, genauso wie in seinen Solo-Auftritten, die oft so schmerzlich-intensiv sind. "Ich finde es gut, auf all den Sommerfesten, auf denen ich so spiele, den Gegenakzent zu all der Partymusik zu geben". Als er das sagt, sieht man sein verschmitztes Lächeln sogar durch’s Telefon.

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