Hexerei ist doch eine Kunst

18.9.2016, 19:17 Uhr
Hexerei ist doch eine Kunst

© Foto: Dwayne Johnson

Die Zeiten ändern sich nicht nur, sie verändern auch. „Tempora mutantur“ nannte Jörg Duda jenen Klangepitaph, den er im Auftrag der Symphoniker komponierte. Intendant Lucius A. Hemmer kündigte in seiner zu langen Begrüßung zwar ein „modernes“ Stück an, aber dieses Prädikat kann man der großspurig „Tondichtung“ genannten Novität wirklich nicht anheften.

Variiert werden ein paar Tanzrhythmen, einige Zitate leuchten als Verbeugung vor der Musikgeschichte auf und schon mündet dieser polystilistsche, schön tonale, ohne eine erinnerungswürdige Melodie oder einen besonderen Klangmoment auskommende Beitrag in eine überdrehte Schlusswendung.

Der in der Hallertau als Kirchenmusiker tätige Duda (Jahrgang 1968) feierte als Komponist seine größten Erfolge mit den beiden Tuba-Konzerten, die er seinem Freund, dem Tubisten Andreas Hofmeir, auf den Leib schrieb. Aber hier, in seinem Opus 89, erreicht er nicht das originelle Niveau.

Konzert im Beethoven-Format

Zumal, wenn im Nachgang die Ewigkeitswelt eines Wolfgang Amadeus Mozart folgt. Dessen c-moll-Klavierkonzert KV 491 gehört zu den sinfonisch verwobensten, aufregendsten im 27er-Kosmos und man hatte sich darauf gefreut, wie der fragile Tastenmagier David Fray mit dem oft schon Beethovensches Format erreichenden Solopart umgegangen wäre.

Allein, Monsieur Fray war unpässlich und in fast letzter Sekunde nahm sich Oliver Triendl ungemein verdienstvoll des Meisterwerks an. Statt fragiler Sensitivität, wie sie für den Franzosen kennzeichnend ist, war in der gut gefüllten Meistersingerhalle jedoch nur solide Notenerfüllung zu erleben: Triendl schnurrte den Part brav herunter, aber eine eigene Aura, Momente des Geheimnisvollen oder gar abgründige Passagen blieben aus.

Mit Dirigent Alexander Shelley gab es kaum Kommunikation. Im beschließenden Allegretto etwa hätte es vorwärtsdrängender zugehen dürfen, nein müssen. Die Kadenzen wurde ohne individuellen Anstrich abgezirkelt. So verkaufte man Mozart unter Wert.

Zum Glück gab Hector Berlioz‘ unverbraucht exzentrische „Symphonie fantastique“ Gelegenheit, sich von den Qualitäten des Orchesters und seines auswendig lenkenden Chefdirigenten zu überzeugen. Hier endlich gelang die eigentliche Saisoneröffnung. Um die beiden Harfen, einige Bläser und etliches Schlagwerk erweitert zeichneten die Symphoniker die überspannten Episoden aus dem Leben eines Künstlers wirkungsvoll wie klangsinnlich, wo nötig — wie in der auftrumpfenden „Dies irae“Sequenz — vollmundig nach.

Da wurde mit sehr differenzierten Farben und Dynamiken gezeichnet. Und zudem wählte Shelley sehr überzeugende Zeitmaße, wenn auch der vierte und fünfte Satz (vom Richtplatz zum Hexensabbath) besser unmittelbar anschließen sollten, nicht nur weil sie motivisch miteinander verwandt sind. Großer Jubel nach einem eindrucksvollen romantischen Klanggemälde.

Nächstes Konzert: 25. September, 16.30 Uhr, Werke von Milhaud, MacDowell und Bernstein; Martina Filjak, Klavier; Dirigent: Alexander Shelley; Karten: Tel. 09 11 / 4 74 01 54.

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