High-End-Serie aus Bayern: "Das Boot" legt bei Sky ab

22.11.2018, 07:15 Uhr
August Wittgenstein, Rick Okon und Franz Dinda sollen in der Sky-Serie "Das Boot" das Erbe von Schauspiel-Schwergewichten wie Jürgen Prochnow, Hubertus Bengsch und Klaus Wennemann antreten, die 1981 in der gleichnamigen Filmvorlage zum Kult wurden.

© obs/Sky Deutschland/© NIK KONIETZNY August Wittgenstein, Rick Okon und Franz Dinda sollen in der Sky-Serie "Das Boot" das Erbe von Schauspiel-Schwergewichten wie Jürgen Prochnow, Hubertus Bengsch und Klaus Wennemann antreten, die 1981 in der gleichnamigen Filmvorlage zum Kult wurden.

Ein Name, eine Marke. Von "Das Boot" hat jeder Deutsche zumindest schon einmal gehört. Personen, die in den 80er Jahren groß geworden sind, werden den Film von Wolfgang Petersen aber wohl noch präsenter im Kopf haben. Der im Zweiten Weltkrieg spielende und von der Besatzung eines deutschen U-Boots während der Atlantikschlacht handelnde Film zählt noch heute den zu international angesehensten deutschen Kino-Exporten. Mit 32 Millionen D-Mark wurde in den 80er Jahren für damalige Maßstäbe zwar ungemein viel Geld in die Hand genommen, doch der Ertrag ließ sich mehr als sehen: mit 5,8 Millionen Zuschauern in Deutschland zählt "Das Boot" noch heute zu den zehn erfolgreichsten deutschen Filmen. Besondere Verdienste verzeichnete der Unterwasser-Thriller aber international mit Nominierungen für sechs Oscars, einen Golden Globe und einen britischen BAFTA-Award.

"Das Boot" ist Teil einer großen Serien-Offensive Skys

Etwa 38 Jahre nach dem Erscheinen des kultgewordenen Kinofilms will Sky vom Glanz der starbesetzten Vorlage zehren. Die achtteilige, gleichnamige Serienadaption, die ab dem 23. November beim Bezahlsender einerseits in Doppelfolgen jeden Freitagabend, aber auch in einem Rutsch in der Sky-Mediathek zu sehen sein wird, ist Teil einer groß angelegten Serien-Offensive des Pay-TV-Unternehmens. Diese begann vergangenes Jahr mit dem koproduzierten "Babylon Berlin", das kürzlich auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen ausgestrahlt wurde.

Obwohl "Das Boot" zunächst nur bei Sky zu sehen sein wird, zeigte sich Sky-Chef Carsten Schmidt Anfang November zur Premiere der Serie vor knapp 900 Gästen sehr zuversichtlich. Dort beteuerte er, persönlich davon überzeugt zu sein, dass "Das Boot" mindestens den Erfolg der Historienserie um die Hauptstadt erreichen werde. Mit "Babylon Berlin", "Das Boot" und der im Januar startenden Serie "Der Pass" will sich Sky von seinem in den vergangenen Jahren dominanten Sport-Segment ein Stück weit emanzipieren.

Zuletzt ging Sky bei Sportrechte-Ausschreibungen des Öfteren leer aus. Teilweise bewusst, häufig auch unfreiwillig. Mehr Fiction lautet die Antwort des Unternehmens mit Sitz in Ismaning. Für "Das Boot" machte Sky geschätzte 26,5 Millionen Euro locker. Die Strategie scheint bislang aufzugehen. Nach dem "Babylon Berlin"-Erfolg fand "Das Boot" bereits vor der Premiere Abnehmer in über 100 Ländern.

Filmvorlage und Serie stammen aus Bayern

Auch viele Bewohner Bayerns wird das "Das Boot"-Reboot interessieren. Die Identität der Produktion ist nämlich tief in der Landeshauptstadt verwurzelt. Schon den Kinofilm produzierte Bavaria und stemmte dabei die Hälfte der üppigen Produktionskosten. Besucher der Filmstudios in Grünwald werden dort mit Sicherheit schon einmal die Möglichkeit wahrgenommen haben, sich dort neben mehreren Modellen unterschiedlicher Größe den detailgetreu nachgebauten Innenraum des im Film verwendeten U-Boots anzusehen.

Die Serie verantwortet nun die Bavaria-Film-Tochter Bavaria Fiction. Gedreht wurde in La Rochelle, Prag, Malta, aber auch in München. Für die bayrische Produktionsfirma liegt in "Das Boot" eine große Chance, denn schon jetzt kennzeichnet sie die mit Abstand aufwändigste Produktion der vergangenen Jahre und wohl das Projekt, das in naher Zukunft als Aushängeschild für den Serienstandort Bayern dienen wird. Die Hochglanz-Serie ist kein Vergleich zu anderen Produktionen der Bavaria-Studios, auch wenn diese mit Titeln wie "Die Rosenheim-Cops", "Sturm der Liebe" oder einigen "Tatort"-Filmen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen bestens laufen.

Verhilft "Das Boot" Bavaria zu internationalem Ansehen?

Diese Dauerbrenner funktionieren im deutschen Fernsehen, doch nur mit "Das Boot" wird auch internationaler Prestige möglich sein. Dafür muss die Serie inhaltlich überzeugen. Der von Andreas Prochaska inszenierte Achtteiler soll sowohl auf dem gleichnamigen Film als auch auf dem Lothar-Günther-Buchheim-Roman basieren, der in den 80ern schon als Vorlage des Films basierte. Bei der Sky-Serie handelt es sich aber nicht etwa um ein Remake, stattdessen spielt "Das Boot" ein Jahr nach den Ereignissen des Film-Vorbilds. Im Jahr 1942 dreht sich die Serie um eine junge U-Boot-Besatzung, die auf eine Mission in feindliche Gewässer geschickt wird. Während der Film vor allem auf Authentizität, Spannung, Drama, Emotion und Action setzt, geht die Serie einen Schritt weiter und erzählt auch einen Handlungsstrang außerhalb des Wassers, um so starke Frauenfiguren zu schaffen, wie Regisseur Prochaska erklärt.

Neu ist beispielsweise die Betrachtung des französischen Widerstands. Damit befasst sich die Serie auch mit echten Heldenfiguren, um sich im thematischen Lern gegen die Kraft des Fanatismus und die Unmenschlichkeit des Zweiten Weltkriegs zu stemmen. Die Serie setzt sich zum Ziel, Fans von damals abzuholen, aber auch neue Zuschauer zu gewinnen. Helfen soll dabei die ikonische Originalmusik von Klaus Doldinger, die an einigen Stellen in die Serie eingearbeitet wurde. Innerhalb der ebenso denkwürdigen Darstellerriege, die Weltkarrieren deutscher Mimen vorbereitete, fehlen die bekannten Gesichter von damals allerdings.

Die Jürgen Prochnows, Herbert Grönemeyers oder Klaus Wennemanns von damals heißen heute Tom Wlaschiha ("Game of Thrones"), Lizzy Caplan ("Masters of Sex"), Rick Okon ("Tatort"), Vicky Krieps ("Phantom Thread“), August Wittgenstein ("The Crown") oder Rainer Bock ("Inglourious Basterds"). Erste Kritiken bescheinigen der Bootsbesatzung zweiter Generation gute Arbeit, weil die Sky-Serie ihren eigenen Weg geht und den Spagat zwischen den verschiedenen Zuschauergruppen schafft. Sky und Bavaria Fiction gehen mit der Serie auf Gefechtsstation. Die Zukunft wird zeigen, ob es nach dem Start der Serie für die bayrischen Unternehmen heißt: Treffer, versenkt!

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