Höllisches Vergnügen: Ewald Arenz stellt neuen Roman vor

9.6.2016, 16:15 Uhr
Überrascht immer mal wieder mit einem Richtungswechsel: Der Fürther Schriftsteller Ewald Arenz.

© Thomas Scherer Überrascht immer mal wieder mit einem Richtungswechsel: Der Fürther Schriftsteller Ewald Arenz.

Eines kann man Ewald Arenz ganz sicher nicht vorwerfen: einen Mangel an Fantasie. Er hat in den vergangenen Jahren mit Romanen wie „Der Teezauberer“, „Der Duft von Schokolade“ oder „Das Diamentenmädchen“ eine große Lesergemeinde erobert. Er lässt sich aber nicht auf romantische, humorvolle oder fantastische Stoffe festlegen, sondern überrascht immer mal wieder mit einem Richtungswechsel. Arenz hat keine Probleme damit, wenn man seine Bücher als Unterhaltungsliteratur bezeichnet. Warum sollte er auch?

Der neue Roman von Ewald Arenz knüpft ein bisschen an sein ziemlich verrücktes Frühwerk „Don Fernando erbt Amerika“ an. Der seltsame, aber zutreffende Titel „Herr Müller, die verrückte Katze und Gott“ verrät schon mal etwas über die Hauptpersonen in dieser durchgeknallten Geschichte, die auf humorvoll respektlose Art um die großen Fragen des Lebens kreist.

Kurt Müller, ein mäßig erfolgreicher Schauspieler, stolpert eines Tages über das Skateboard seiner Tochter, stürzt aus dem Fenster und wird zu seiner Überraschung als Katze in Südfrankreich wiedergeboren. So weit, so skurril. Spannend und theologisch bedeutsam wird die Story, als bei einer Inventur im Himmel festgestellt wird, dass Herrn Müllers Seele fehlt. Das ist der Super-GAU – und könnte den Anfang vom Ende bedeuten. Teuflische Mächte rüsten sich für die entscheidende Schlacht zwischen Gut und Böse, die letzten Tage der Menschheit sind angebrochen und der liebe Gott glänzt durch Abwesenheit.

Die himmlischen Heerscharen haben nur eine Chance: Sie müssen Kurt die Katze finden. Selbst für abgebrühte Erzengel ist das keine leichte Aufgabe. Als Helfer in der Not nehmen sie dazu Herrn Müllers Tochter und deren Freundin unter ihre Fittiche. Die wilde Jagd geht vom Himmel auf die Erde, von der Arktis nach SüdFrankreich, von Hamburg nach Nürnberg.

Engel trinkt Gin Tonic

Klingt ziemlich abgedreht? Ist es auch. Das Personal ist entsprechend schräg. Da gibt es islamistische Selbstmordattentäter, minderbemittelte Mönche, verstoßene Engel, fliegende Pinguine, frustrierte Dämonen, himmlische Geheimagenten und einen Erzengel, der am liebsten Gin Tonic trinkt.

Die aberwitzige Handlung, die man in wenigen Sätzen nicht erzählen kann, ist für Ewald Arenz nur ein Trick, um den Leser mit ernsthaften Themen zu konfrontieren. Es geht um Religionskritik und Jenseitsvorstellungen, Schuld und Sühne, Glauben, Fanatismus und Erlösung, Schicksal und Endzeitfantasien.

Die himmlische Kommandozentrale in einem Hamburger Hochhaus hat jedenfalls alle Hände voll zu tun, um das Schlimmste abzuwenden und den Höllenhund buchstäblich in letzter Sekunde zu stoppen.

Geschickt plündert Arenz die literarische Vorratskiste und andere Vorbilder. Dazu gehört der Bestseller „Mieses Karma“ von David Safier ebenso wie die Bibel, das Kultbuch „Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams oder der Film „Das brandneue Testament“ von Jaco van Dormael. Aus all diesen Zutaten mixt Arenz einen überschäumenden Cocktail, garniert mit tränentreibenden Dialogen und Szenen. Da zeigt sich das komische Talent dieses erstaunlich kreativen Erzählers. Ein bisschen nervig sind allerdings die vielen überflüssigen Adjektive. Da wäre weniger eindeutig mehr gewesen.

Der Mix aus göttlicher Komödie, Endzeit-Satire, theologischem Jux und Fantasy-Märchen ist ein höllisches Vergnügen für Leser mit Sinn für albernen und absurden Humor.

Ewald Arenz: Herr Müller, die verrückte Katze und Gott. Roman. ars vivendi Verlag, 318 Seiten, 19,90 Euro. Für die Buchpräsentation im Nürnberger Planetarium am Plärrer gibt es auch noch Karten an der Abendkasse.

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