"Ich bin keine Medienhure" - Comedian Bembers im Interview

29.7.2015, 09:47 Uhr

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Am 19. September wird Bembers mit seinem neuen Hardcore-Comedy-Programm im Serenadenhof auftreten. Die NZ traf ihn im Biergarten an der Wöhrder Wiese, wo dieses Interview – von Selfie-Wünschen zufällig anwesender Fans unterbrochen – entstand.

NZ: Das neue Albumcover zeigt ein Baby mit Totenkopfschnuller. War der Bembers ein pflegeleichtes Kind?

Bembers: Kind ja, Jugendlicher nein. Ich hab mich im Nachhinein bei meinen Eltern entschuldigt. Ich bin von einer Schule auf die nächste, wieder runtergeflogen und irgendwann hat mich gar keine mehr genommen. Dann war ich in Regensburg im Internat. Dort hab ich die Schultoilette in Brand gesetzt, damit sie mich wieder heim lassen. Hat funktioniert.

NZ: Du singst jetzt. Warst du im Musikunterricht gut?

Bembers: Ich glaube, ich war relativ gut. Einser oder Zweier. Ich bin ja kein schüchterner Typ. Früher hat man noch vorgehen müssen, der Lehrer saß am Klavier und man sollte billigen Müll singen: „My Bonny Is Over The Ocean“ oder so. Die Mädels, schüchtern, brachten bloß Piepstöne raus. Die Jungs, bereits im Stimmbruch, waren auch nicht besser. Ich: voll rausgedonnert.

NZ: Der Bembers hat eine feine Sammlung Rockplatten daheim. Hört er die schon zum Frühstück?

Bembers: Nein. Ich bin ein Morgenmuffel. Rockmusik, gerne! Kein Thema. Aber da muss ich erst wach sein.

NZ: Frühstückt der Bembers überhaupt?

Bembers: Ja. Kaffee und Zigarette. Dann springt der Motor an.

NZ: Metal auf Fränkisch – du hättest auch Englisch singen können.

Bembers: Mach ich doch teilweise.

NZ: „Blackbrown Is The Hazelnut“?

Bembers: Es sind halt so Schlagwörter und Wechselspiele. Freilich hätt ich es auch auf Hochdeutsch machen können. Aber selbst wenn ich Hochdeutsch rede, gibt’s keine harten Buchstaben. Ich bin ohne die aufgewachsen. Der Bembers ist ein harter Typ – aber ohne harte Buchstaben.

NZ: Kann der Bembers eigentlich mit Pampers umgehen?

Bembers: Definitiv. Ich hab etz leider keine Kinder, aber meine ganzen Kumpels. Ein Kindersegen, der Wahnsinn. Da hockt man dann irgendwo rum und der sagt, pass amol schnell auf. Ruck, zuck bist schon in der Rolle. Dann heißt’s plötzlich: Äh – stinkt aber ganz schön. Musst halt Windeln wechseln, mach halt! Ist doch alles da, stell dich ned so an. Hab ich mir gedacht: Muss ich es halt auch mal lernen, ist doch wunderbar. Und wenn du die Windeln gewechselt hast nimmst du das Kind gleich wieder viel lieber auf den Arm.

NZ: „Love Him – Hate Him“ heißt das Album. Dazwischen nichts?

Bembers: Es gibt die totalen Bemberisten. Aber auch Leute, die sagen, der ist ja fürchterlich, der Kerl. Ich zwinge niemanden, mir zuzuhören. Einen André Rieu find ich zum Beispiel umgekehrt ja auch ned so doll. Aber sage ich, wer da hingeht, ist ein Vollidiot? Wobei ich mir schon meine Gedanken mache, weil: Alle, die bei dem drinhocken – die ham auch des Wahlrecht.

NZ: Bembers, was ist Liebe?

Bembers: Das muss jeder selber wissen. Liebe ist mit Sicherheit nicht, besoffen seine Frau zu schlagen. Der eine liebt seinen Verein mehr als seine Frau. Legitim, meins ist es nicht. Ich mag den Club. Aber da kann der Club abstinken gegen meine Freundin.

NZ: Berühmt sein in Nürnberg – bringt’s das?

Bembers: Manche Menschen, die haben eine gesunde Erziehung genossen, die kommen mir entgegen und sagen: Mensch, ey, saugeil, was du da machst. Weiter so! Da geht mir des Herz auf. Das ist eine Bestätigung. Dann gibt’s aber auch Leute, denen jegliche Distanz fehlt. Die schnallen nicht, dass der Bembers jetzt gerade privat mit einem Kumpel im Biergarten sitzt. Solche Typen sind Gott sei Dank in der Minderheit.

NZ: Trifft dich Neid?

Bembers: Ja. Weil ich eigentlich ein ganz anderer Typ bin. Geld könnte ich noch viel mehr verdienen, aber dann wäre ich mir selber nicht mehr treu. Ich bin keine Medienhure.

NZ: Gibt’s einen aktuellen Musik-Tipp vom Bembers?

Bembers: Clutch. Saugeile Band. Die waren bei Rock im Park, aber nur eine Dreiviertelstunde, Freitag, 13.30 Uhr. 37 Grad im Schatten, leider war da kein Schatten.

NZ: Gehst du auch zum Bardentreffen?

Bembers: Ja, ich werd’ auf jeden Fall hinschauen. Wird aber nicht einfach werden, weil wahrscheinlich gleich wieder alle „Bembers! Bembers!“ schreien. Bei Rock im Park war es dasselbe. Ich will die Band sehen, die eh nur eine Dreiviertelstunde spielt. Hätte ich alle Selfie-Wünsche erfüllt, hätt ich glatt die Band verpasst.

NZ: Was ist das Beste an Nürnberg?

Bembers: Ach, der Nürnberger mault ja gerne, der Franke sowieso. Ich komm viel rum. Da lernt man Nürnberg zu schätzen. Einer hat mich mal in Osnabrück aus dem Taxi geschmissen, wegen so einem Vergleich.

NZ: Erzähl.

Bembers: Wir fahren schon so 20 Minuten durch Osnabrück und ich schau da naus und denk mir: Des is ja gar nix. Des sind bloß Häuser, so wie Kinder Häuser malen. Nix, wo sich des Auge festhängt. Sag ich zum Taxifahrer: Ist Osnabrück im Zweiten Weltkrieg bombardiert worden? Sagt er Ja, massiv. Sag ich: Wieso habt ihr es wieder aufgebaut. Des hat sich ned rentiert, oder? Das war’s dann.

NZ: Nürnberg trug schon den Titel „langweiligste Großstadt“.

Bembers: Ja, aber brauch ich die aufregendste Großstadt? Mit dreimal so viel Drogentoten? Wohnungspreisen, dass es dir den Vogel raushaut? Freilich, man könnte einiges besser machen. Beispiel Bardentreffen: Was bringt ein Riesenfestival, wenn um 23 Uhr die Lichter ausgehen? In einer Großstadt! Was isn etz des? Albern.

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