Im Freizeitpark der Zukunft

6.12.2017, 12:07 Uhr
Im Freizeitpark der Zukunft

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Die bisher erfolgreichste Serie des amerikanischen TV-Senders HBO beruht auf einem Science-Fiction-Film des Bestsellerautors Michael Crichton aus dem Jahr 1973. Die Hauptrolle des diabolischen Parkdirektors, die damals Yul Brynner spielte, übernimmt in der neuen Serie Anthony Hopkins. Auch ansonsten ist "Westworld" ein weiteres, aufwändig produziertes Beispiel für den aktuellen Serien-Boom, mit hochkarätigen Schauspielern besetzt, darunter Ed Harris, Evan Rachel Wood, Thandie Newton und Jeffrey Wright. Regie führen Jonathan Nolan und Lisa Joy.

"Westworld" ist eine Art Mischung aus Disney World für Erwachsene, Jurassic Park und Wild-West-Show. Es geht vordergründig um die Möglichkeiten und Gefahren künstlicher Intelligenz, im Kern aber um den verantwortungsvollen Umgang mit der Technik, das heißt um Fragen der Ethik.

Evolution der Sünde

Das Presse-Info verspricht "eine dunkle Odyssee über das Erwachen des künstlichen Bewusstseins und die Evolution der Sünde, die eine Welt erforscht, in der jedes menschliche Verlangen, egal wie nobel oder verdorben, erfüllt werden kann. Die Serie erforscht, was es bedeutet, ein Mensch zu sein und sucht die Grenzen einer exotischen Welt an der Schnittstelle der nahen Zukunft und einer neu erdachten Vergangenheit." Wer will, kann sich "Westworld" aber auch einfach als spannenden Thriller anschauen. Die Wiederholungen und blutrünstigen Gewaltszenen muss man notgedrungen in Kauf nehmen.

Parkdirektor Dr. Robert Ford (faszinierend: Anthony Hopkins) hat irgendwo in der amerikanischen Provinz einen riesigen Western-Freizeitpark eingerichtet, dessen besondere Attraktion menschenähnliche Roboter sind. Die überwiegend männlichen Besucher können in dem streng bewachten Park all das tun, was in der wirklichen Welt verboten ist. Sex und Gewalt darf man hier ohne Rücksicht auf Verluste ausleben – die Androiden können ja repariert und neu programmiert werden. Die Huren sind im Eintrittspreis inbegriffen und zu allem bereit. Den Frust reagiert man einfach mit dem Griff zum Revolver ab – wer einem nicht passt, wird abgeknallt.

Das Geschäft floriert, die Gäste genießen Nervenkitzel und Sinnesfreuden, bis eines Tages passiert, was passieren muss: Die Robotersklaven, die sich nicht mehr misshandeln lassen wollen, geraten außer Kontrolle und proben den Aufstand. Der Film konzentriert sich trotz vieler Nebenhandlungen und Rückblenden auf eine Handvoll Protagonisten: Die Besucher Logan und William, die weiblichen Androiden Dolores und Maeve, der Programmierer Bernard und eine leitende Sicherheitsingenieurin. Wie in der wirklichen Welt geht es um Liebe und Eifersucht, um Intrigen und Macht, um Geld und Geschäfte. Im Grunde dreht sich dieses moderne Märchen um die Frage nach Gut und Böse. Und es provoziert Fragen. Was fängt der Mensch mit seiner Freiheit an? Muss man mit Androiden Mitleid haben? Haben menschenähnliche Roboter Anspruch auf Menschenrechte? Ist künstliche Intelligenz der menschlichen in naher Zukunft überlegen?

Die zentrale Figur in "Westworld" ist der mysteriöse Dr. Ford, der seinen Allmachtsphantasien freien Lauf lässt. Seine zynische Überzeugung lautet: Wer Gott spielen will, muss den Teufel in Kauf nehmen. Was dabei herauskommt, ist ziemlich beängstigend.

ZWestworld. Staffel 1: Das Labyrinth auf drei Discs, Blu-ray, DVD und in 4K Ultra HD. Spielzeit: 618 Minuten; umfangreiches Bonusmaterial (Warner Brothers/HBO)

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